Ruhla. Erfahrungen, Erlebnisse und Gespräche von einer Fahrt nach Auschwitz in Texten, Kunstwerken und Musik.

Sie gehören der 4. Generation nach 1945 an. Sie kennen meist selbst in der eigenen Familie kaum noch jemanden, der aus eigener Erfahrung über Schrecken, Not und Leid des Krieges oder ihre Gefühle beim Erinnern an das Morden sprechen kann. „Um so wichtiger ist es, dass auch sie einen eigenen Weg der Auseinandersetzung mit diesem Teil der deutschen Geschichte, also der eigenen Geschichte finden“, sagte Denny Jahn, Schulleiter des Ruhlaer Albert-Schweitzer-Gymnasiums zur Eröffnung einer besonderen Ausstellung. Knapp 60 Schüler waren gemeinsam mit den Lehrerinnen Liane Blankenburg und Kathrin Salzmann für mehrere Tage nach Polen gefahren – Auschwitz hieß das Ziel.

Es war keine von der Schule verordnete Reise, sondern ein Angebot, das die Schüler aus den Klassen 10, 11 und 12 freiwillig annahmen.

Erfahrungen in Ausstellung gebündelt

Zur Eröffnung der besonderen Ausstellung hatte sich die Schule mit der Trinitatiskirche auch einen besonderen Ort ausgesucht. Die Moderation hatte Schülerin Timea Wittig.

Ihre Erlebnisse, Erfahrung und Emotionen haben sie unter dem Titel „Eine Vergangenheit, die nie vergeht“ in Texte, gegenständliche Kunstwerke, Gedichte, Zeichnungen, Foto-Reportage und Informationstafeln verstaut und zusammen mit der bewegenden Eröffnungsfeier zu einer emotionalen und künstlerischen Ausstellung verbunden. Diese ist im Schulhaus zu sehen.

Es werde nicht mehr viel Zeit vergehen, „bis diese Zeit tatsächlich nur noch Geschichte ist, nur noch aus Geschichtsbüchern erfahrbar“, so Jahn. Die Ausstellung zeige, was geschehe, wenn man bei der Auseinandersetzung mit dem Thema auch Freiraum lasse, Ergebnisse nicht schon vorher festlege.

Schülerin Elisabeth Schumann ließ die Tage in Polen Revue passieren, vom Besuch in der Synagoge, vom Workshop zu Opfer-Biografien und dem ergreifenden Gespräch mit einer Frau, die das Konzentrationslager Auschwitz erlebt und überlebt hat. Elisabeth Schumann berichtete von dem beengenden Gefühl, wenn diese Frau die Nummer zeigt, die die Nazis ihr in den Unterarm brannten, vom Besuch der Stadt Krakau und auch des Außenlagers Birkenau und natürlich vom Gang durch das KZ Auschwitz.

„Wir tragen keine Schuld. Aber es ist Teil unserer Geschichte. Wir müssen daraus lernen, den jeder Einzelne von trägt Verantwortung für die Zukunft“, erklärte sie.

Ebenso bewegend waren die Lesungen aus Texten von Opfern und einem Täter, waren die Zitate von bekannten und unbekannten Zeitgenossen zum Holocaust und zum Umgang damit.

Für die Musik sorgten die Schülerinnen und Schüler ebenfalls. Lehrer Jens Heinze und Schüler Felix Illgen spielten auf Akkordeon und Geige das Stück „Mir lebn ewig“, der Kurs 11 sang „Dona, Dona“ und das polnische Volkslied „Um das Haus“. Einem sichtlich ergriffenen Publikum fiel das Klatschen, bevor es dann in das Schulhaus zur eigentlichen Ausstellung ging, schwer. Es war den Ruhlaer Schülerinnen und Schülern gelungen das Grauen es Holocausts, die Sachlichkeit der Nazi-Mordmaschinerie und ihre eigenen Emotionen greifbar werden zu lassen – zeitgleich zum Nachdenken anregend, aber mit lebensbejahendem Blick in die Zukunft.