Erfurt. Ermittlungen im Bereich der Kinderpornografie sollen mit der Vorratsdatenspeicherung erleichtert werden. Derzeit steht dem europäische Rechtsprechung im Weg. Das könnte sich bald ändern.

Im Kampf gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie setzen die Innenminister von Bund und Ländern auf eine Vorratsdatenspeicherung. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) betonte zum Abschluss des dreitätigen Treffens der Ressortkollegen am Freitag in Erfurt, man müsse „mit aller Härte“ gegen Kinderpornografie und Kindesmissbrauch vorgehen. Zunächst sei aber ein in den kommenden Monaten erwartetes Urteil des Europäischen Gerichtshofs abzuwarten, von dem er sich „Spielräume“ erhoffe.

Bei der Vorratsdatenspeicherung werden Anbieter gesetzlich verpflichtet, die Telefon- und Internetverbindungsdaten der Nutzer zu sichern, so dass Ermittler später darauf zugreifen können.

Das war die Innenministerkonferenz 2020 in Erfurt

Am Freitag bei der Plenarsitzung im Dorint-Hotel.
Am Freitag bei der Plenarsitzung im Dorint-Hotel. © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Georg Maier (SPD / Innenminister Thüringen) und Horst Seehofer (CSU / Bundesinnenminister) bei der Plenarsitzung. 
Georg Maier (SPD / Innenminister Thüringen) und Horst Seehofer (CSU / Bundesinnenminister) bei der Plenarsitzung.  © Sascha Fromm | Sascha Fromm
BKA-Präsident Holger Münch und Thomas Haldenwang, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (links). 
BKA-Präsident Holger Münch und Thomas Haldenwang, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (links).  © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Zwischen den Beratungskonferenzen zur Sicherheitspolitik gab es am Donnerstag für die Minister die Möglichkeit, etwas von der Landeshauptstadt kennenzulernen - hier die Krämerbrücke.
Zwischen den Beratungskonferenzen zur Sicherheitspolitik gab es am Donnerstag für die Minister die Möglichkeit, etwas von der Landeshauptstadt kennenzulernen - hier die Krämerbrücke. © Marco Schmidt | Marco Schmidt
Horst Seehofer (CSU / Bundesinnenminister), Boris Pistorius (SPD / Innenminister Niedersachsen) und Georg Maier (SPD / Innenminister Thüringen) tragen einen Mundschutz beim Gang zum Dom. 
Horst Seehofer (CSU / Bundesinnenminister), Boris Pistorius (SPD / Innenminister Niedersachsen) und Georg Maier (SPD / Innenminister Thüringen) tragen einen Mundschutz beim Gang zum Dom.  © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Auf den Domstufen wird das Gruppenfoto aufgenommen. 
Auf den Domstufen wird das Gruppenfoto aufgenommen.  © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Holger Stahlknecht (CDU / Innenminister Sachsen-Anhalt) und Thomas Strobl (CDU / Innenminister Baden-Württemberg) auf den Domstufen. 
Holger Stahlknecht (CDU / Innenminister Sachsen-Anhalt) und Thomas Strobl (CDU / Innenminister Baden-Württemberg) auf den Domstufen.  © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Andreas Geisel (SPD / Innensenator Berlin) 
Andreas Geisel (SPD / Innensenator Berlin)  © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Horst Seehofer (CSU / Bundesinnenminister) gibt im Dorint-Hotel ein Interview.
Horst Seehofer (CSU / Bundesinnenminister) gibt im Dorint-Hotel ein Interview. © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Rahmen der Innenministerkonferenz bat Oberbürgermeister Andreas Bausewein die Innenminister (hier NRW-Minister Herbert Reul) darum, sich ins goldene Buch der Stadt einzutragen.
Im Rahmen der Innenministerkonferenz bat Oberbürgermeister Andreas Bausewein die Innenminister (hier NRW-Minister Herbert Reul) darum, sich ins goldene Buch der Stadt einzutragen. © Marco Schmidt | Marco Schmidt
Ein Blick ins Goldene Buch. 
Ein Blick ins Goldene Buch.  © Marco Schmidt | Marco Schmidt
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) verneigt sich zur Begrüßung vor Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) verneigt sich zur Begrüßung vor Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto von rechts nach links zu sehen sind: Roger Lewentz (SPD/Rheinland-Pfalz), Sabine Sütterlin-Waack (CDU/Schleswig-Holstein), Andreas Geisel (SPD/Berlin), Boris Pistorius (SPD/Niedersachsen), Joachim Herrmann (CSU/Bayern).
Im Foto von rechts nach links zu sehen sind: Roger Lewentz (SPD/Rheinland-Pfalz), Sabine Sütterlin-Waack (CDU/Schleswig-Holstein), Andreas Geisel (SPD/Berlin), Boris Pistorius (SPD/Niedersachsen), Joachim Herrmann (CSU/Bayern). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) begrüßen sich mit den Armbeugen.
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) begrüßen sich mit den Armbeugen. © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto von links nach rechts zu sehen sind: Boris Pistorius (SPD/Niedersachsen), Joachim Herrmann (CSU/Bayern), Peter Beuth (CDU/Hessen).
Im Foto von links nach rechts zu sehen sind: Boris Pistorius (SPD/Niedersachsen), Joachim Herrmann (CSU/Bayern), Peter Beuth (CDU/Hessen). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto zu sehen: Innenminister Herbert Reul (CDU/Nordrhein-Westfalen).
Im Foto zu sehen: Innenminister Herbert Reul (CDU/Nordrhein-Westfalen). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto sind zu sehen: Boris Pistorius (SPD/Niedersachsen) und Georg Maier (SPD/Thüringen).
Im Foto sind zu sehen: Boris Pistorius (SPD/Niedersachsen) und Georg Maier (SPD/Thüringen). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto: Innenminister Boris Pistorius (SPD/Niedersachsen).
Im Foto: Innenminister Boris Pistorius (SPD/Niedersachsen). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Innenminister Boris Pistorius (SPD/Niedersachsen) begrüßt Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) mit seinem Ellenbogen.
Innenminister Boris Pistorius (SPD/Niedersachsen) begrüßt Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) mit seinem Ellenbogen. © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto: Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) kurz vor Beginn der Konferenz im Dorint-Hotel in Erfurt.
Im Foto: Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) kurz vor Beginn der Konferenz im Dorint-Hotel in Erfurt. © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto: Innenminister Georg Maier (SPD/Thüringen).
Im Foto: Innenminister Georg Maier (SPD/Thüringen). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto zu sehen: Gastgeber Georg Maier (SPD), Innenminister von Thüringen.
Im Foto zu sehen: Gastgeber Georg Maier (SPD), Innenminister von Thüringen. © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto: Innenminister Joachim Herrmann (CSU/Bayern).
Im Foto: Innenminister Joachim Herrmann (CSU/Bayern). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Blick in den Sitzungssaal der sogenannten A-Länder.
Blick in den Sitzungssaal der sogenannten A-Länder. © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Bild zu sehen: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). 
Im Bild zu sehen: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).  © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Die Innenministerkonferenz findet im Jahr 2020 im Dorint-Hotel in Erfurt statt.
Die Innenministerkonferenz findet im Jahr 2020 im Dorint-Hotel in Erfurt statt. © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto: Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD).
Im Foto: Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto: Innenminister Georg Maier (SPD/Thüringen).
Im Foto: Innenminister Georg Maier (SPD/Thüringen). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto: Innenminister Georg Maier (SPD/Thüringen).
Im Foto: Innenminister Georg Maier (SPD/Thüringen). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Diese Mikrofone sind mit Schutzfolie überzogen.
Diese Mikrofone sind mit Schutzfolie überzogen. © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). 
Im Foto: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).  © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto: Innenminister Lorenz Caffier (CDU/Mecklenburg-Vorpommern).
Im Foto: Innenminister Lorenz Caffier (CDU/Mecklenburg-Vorpommern). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto: Innenminister Roger Lewentz (SPD/Rheinland-Pfalz).
Im Foto: Innenminister Roger Lewentz (SPD/Rheinland-Pfalz). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto von links nach rechts zu sehen sind: Roger Lewentz (SPD/Rheinland-Pfalz), Andreas Geisel (SPD/Berlin), Boris Pistorius (SPD/Niedersachsen), Lorenz Caffier (CDU/Mecklenburg-Vorpommern).
Im Foto von links nach rechts zu sehen sind: Roger Lewentz (SPD/Rheinland-Pfalz), Andreas Geisel (SPD/Berlin), Boris Pistorius (SPD/Niedersachsen), Lorenz Caffier (CDU/Mecklenburg-Vorpommern). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto: Sabine Sütterlin-Waack (CDU/Schleswig-Holstein).
Im Foto: Sabine Sütterlin-Waack (CDU/Schleswig-Holstein). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Im Foto: Innenminister Roger Lewentz (SPD/Rheinland-Pfalz).
Im Foto: Innenminister Roger Lewentz (SPD/Rheinland-Pfalz). © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Ein Kollege von der Presse trägt Mundschutz.
Ein Kollege von der Presse trägt Mundschutz. © Sascha Fromm | Sascha Fromm
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Streit besteht schon seit Jahren

Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) betonte, es brauche eine Mindestspeicherpflicht, da ansonsten wichtige Informationen und Bestandsdaten verloren gehen würden. Man müsse bei schwersten Straftaten schnell zugreifen können.

Über das Thema wird seit Jahren vor allem mit Blick auf den Datenschutz gestritten. Derzeit liegt die Regelung in Deutschland auf Eis. Der Europäische Gerichtshof hatte 2016 entschieden, dass eine allgemeine und unterschiedslose Speicherung von Telefon- und Internetverbindungsdaten mit EU-Recht nicht vereinbar sei.

Beifall für den neuen Vorstoß kam insbesondere aus der Union. Der innenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Mathias Middelberg (CDU), nannte die Vorratsdatenspeicherung unverzichtbar. „Die Telekommunikationsanbieter müssen Daten wie Telefonnummern und IP-Adressen deshalb einige Monate speichern, damit Strafverfolgungsbehörden zur Aufdeckung von Kinderporno-Netzwerken darauf zugreifen können“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Unionsfraktionsvize Thorsten Frei (CDU) erklärte: „Datenschutz darf kein Täterschutz sein.“

Die FDP hält die Vorratsdatenspeicherung im Kampf gegen Kindesmissbrauch hingegen für das falsche Instrument. „Statt die Daten von Millionen Bundesbürgern zu speichern, sollte man eine Regelung schaffen, mit der anlassbezogen und bei bestimmten Verdachtsmomenten eine Speicherung erfolgt“, sagte der innenpolitische Sprecher der Fraktion, Konstantin Kuhle. Zum Schutz der Kinder müssten Polizei, Gerichte, Staatsanwaltschaften und Jugendämter besser ausgestattet werden.

Zuvor hatte sich auch Familienministerin Franziska Giffey (SPD) offen für eine Vorratsdatenspeicherung im Bereich Kindesmissbrauch und Kinderpornografie gezeigt. Man sei an einem Punkt angekommen, wo man alles, was nötig und möglich sei, prüfen und tun müsse, um diese Dinge aufzuklären, sagte Giffey in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. „Und wenn die Vorratsdatenspeicherung ein Punkt ist, der dazu gehört, dann müssen wir uns den ansehen, und dann müssen wir das auch machen.“

Am Freitag teilte Giffey über ihr Ministerium dann allerdings mit: „Bei der anlasslosen und flächendeckenden Vorratsdatenspeicherung für alle gibt es große Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit und der Wirksamkeit. Mehrfach haben Gerichte entschieden, dass diese nicht im Einklang mit dem Grundgesetz steht. Das gilt.“

SPD-Chefin Saskia Esken hatte in Reaktion auf Giffeys ZDF-Interview getwittert, dass sie bei ihrer Ablehnung einer anlasslosen Vorratsdatenspeicherung bleibe. Sie gehe davon aus, dass das Bundesverfassungsgericht und der Europäische Gerichtshof an ihrer Rechtsprechung festhielten. „Eine anlasslose VDS ist mit den europäischen Grundrechten unvereinbar.“

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