Erfurt. Am Freitag war Ann-Sophie Bohm-Eisenbrandt für das Sommerinterview zu Gast beim MDR und sprach über die anstehenden Wahlen, das Leben auf dem Land und Fehler in der Windkraft-Debatte.

Die Thüringer Grünen-Landeschefin Ann-Sophie Bohm-Eisenbrandt hält eine Verschiebung der geplanten Neuwahlen für möglich. Im MDR Sommerinterview sagte Bohm-Eisenbrandt, obwohl sich die Rotrotgrünen Regierungsparteien mit der CDU auf Landtagsneuwahlen im nächsten April verständigt hätten, könnten aktuelle Entwicklungen etwa in der Corona-Pandemie diesen Beschluss umstoßen. Falls die Infektionszahlen wieder in die Höhe schnellen würden, "glaube ich nicht, dass die Thüringerinnen und die Thüringer die Gedanken frei haben, sich mit Politik zu beschäftigen. Und dann müsste man es gegebenenfalls auch nach hinten verschieben." Bei den Verhandlungen vor der Ministerpräsidentenwahl im März hatten die Regierungsparteien im so genannten Stabilitätspakt beschlossen, zunächst einen Haushalt für 2021 aufzustellen. Danach wollen sie mit ihren Stimmen den Landtag auflösen und für Ende April Neuwahlen herbeiführen.

Zu dem Zeitpunkt hatten die Grünen versucht, den Wahltermin möglichst weit in die Zukunft zu legen. Nach Informationen des MDR hätten es die Thüringer Grünen gerne gesehen, wenn die Landtagswahl mit der für Herbst geplanten Bundestagswahl zusammen gefallen wäre - in diesem Fall hätte der günstige grüne Bundestrend den Thüringer Grünen ein wenig Rückenwind verschaffen können. Nach der aktuellen ThüringenTrend-Umfrage müssen die Grünen sich um einen Wiedereinzug in den Landtag sorgen. Landessprecherin Bohm-Eisenbrandt sagte dazu im Sommerinterview, ihre Partei werde diesen Umfragewerten etwa mit einem Konzept zur Stärkung des ländlichen Raums entgegentreten.

Digitalisierung für Nahverkehr auf dem Land nutzen

Um das Leben auf dem Land attraktiver zu machen, müssten etwa die Busverbindungen verbessert werden. "Deswegen geht es ja darum, den öffentlichen Personennahverkehr so zuverlässig zu machen, dass ich weiß, ok, ich komme auf jeden Fall zwischen sechs und 22 Uhr auch weg." Unabhängig, ob dafür ein großer Überlandbus auf oft genutzten Strecken oder ein Großraumtaxi genutzt werde, wichtig sei eine intelligente Routenberechnung, die erfassen könne, wer wo und wann an der Bushaltestelle steht. Ohne mehr Digitalisierung auf dem Land gehe das natürlich nicht, sagte Bohm-Eisenbrandt. Die zuletzt in die Schlagzeilen geratene, von den Grünen initiierte Förderung von Lastenfahrrädern nannte die Landessprecherin nur einen Bestandteil dieses Mobilitätskonzepts.

Fehler bei der Debatte um Windkraft

Aber die Thüringer Grünen hätten in der Vergangenheit auch Fehler gemacht, räumte Bohm-Eisenbrandt im Gespräch Moderator Lars Sänger ein - etwa in der Diskussion um "Windräder im Wald". "Das ist in der Tat ein Thema gewesen, was wir nicht gut kommuniziert haben". Aber die Grünen stünden dafür ein, "dass kein gesunder, ökologischer Wald für Windkraft gefällt werden soll." Allerdings leide der Wald unter der Klimakrise und die grüne Antwort auf diese Krise sei nun mal die Ansage, bis zum Jahr 2040 die komplette Energie für Thüringen klimaneutral zu produzieren. Ohne Windkraft gehe das nicht, so die Grüne Landessprecherin.

Nach dem schlechten Ergebnis der Landtagswahl 2019 übernahm Ann-Sophie Bohm-Eisenbrandt mit Bernhard Stengele im Januar 2020 die Führung der Thüringer Grünen.