Martin Debes über die neue Corona-Verordnung des Landes.

Mit der gebotenen Vorsicht lässt sich sagen: Der Sommer ist da. Und noch leiser sei formuliert: Die dritte Pandemiewelle scheint vorbei zu sein.

Dass zuletzt im Südthüringischen die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen wieder kurzzeitig stieg, ist zwar eine Warnung, dass das ständige mutierende Virus Sars-Cov-2 gefährlich bleibt. Gleichzeitig zeigt aber ein Blick in die Krankenhäuser, wie sehr sich die Lage entspannt hat.

Hinzu kommt die Aussicht auf 70 Prozent vollgeimpfte Thüringer nach den Ferien; vielleicht werden es ja sogar noch mehr. Die berechtigte Hoffnung, dass das Schlimmste vorüber sein könnte, steigt jedenfalls mit jedem Tag.

Passend dazu gilt die neue Corona-Verordnung des Landes. Falls der aktuelle Trend anhält, könnte in der nächsten Woche nahezu überall in Thüringen das Leben fast wie vor der Pandemie laufen, ohne Tests, mit akzeptablen Auflagen.

Doch auf dem Weg dahin macht es diese Landesregierung mal wieder kompliziert. Wenn sie schon die Neuinfektionen als Maßstab nehmen muss: Warum führt sie unterhalb der Sieben-Tage-Inzidenz 100 zwei Grenzwerte ein?

Die Differenz zwischen den Inzidenzen 50 und 35 ist so gering, dass sie in manchen Regionen binnen einem oder zwei Tagen überbrückt wird. Allein dies macht den Wert 35 völlig überflüssig.

Das einzige Ergebnis ist, dass ständig gerechnet werden muss: Wo brauche ich einen Test und wo nicht? Weil ja noch die – in jedem Fall sinnvolle – Unterscheidung zwischen Drinnen und Draußen hinzukommt, wird nur erneut unnötige Verwirrung produziert.

Und so steht auch diese Verordnung dafür, dass die Corona-Pandemie zu oft nicht effizient bekämpft, sondern bürokratisch verwaltet wurde. Das – und vor allem das – hat enorm Vertrauen gekostet.