Jena. Viele Flüsse führen zu wenig Wasser, der Grundwasserspiegel sinkt, lokal herrscht Not. Für den gesamten Freistaat gibt das zuständige Amt aber Entwarnung.

Trotz derzeit niedriger Pegelstände bleibt akuter Wassermangel in Thüringen nach Einschätzung des zuständigen Amtes ein eher lokales Phänomen. „Thüringen droht nicht auszutrocknen“, teilte ein Sprecher des Landesamtes für Umwelt auf Anfrage mit. Im Gegensatz zu Brandenburg sei Thüringen ein wasserreiches Land und werde es auf absehbare Zeit bleiben. Das liege unter anderem an der geografischen Lage mit den Mittelgebirgen und den damit verbundenen häufigen Niederschlägen.

Dennoch verzeichnet das Amt aktuell fast überall im Freistaat niedrige Pegelstände. Im Juni wurden an 28 betrachteten Pegeln die mittleren Wasserabflüsse im langjährigen Vergleich um durchschnittlich über ein Viertel unterschritten. An drei Pegeln wurden sogar die niedrigsten Stände seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen.

Keine Flüsse sind vollständig ausgetrocknet

Besonders wenig Wasser führen die Flüsse aktuell in Nordthüringen (Helme, Zorge, Wipper). Auch an der oberen Werra, der Leine, der Ilm, der oberen Saale und der Loquitz wurden Werte unter dem Landesdurchschnitt gemessen. Etwas besser steht die Saale unterhalb der Talsperren da, sowie einige Gebiete der mittleren und unteren Werra, der Weißen Elster und der Pleiße. Bisher sind dem Amt zufolge keine Flüsse vollständig ausgetrocknet.

Auch beim Grundwasser macht sich die aktuelle Trockenperiode laut Amt bemerkbar. Seit April seien die Stände in weiten Teilen Thüringens wieder stark gesunken, insbesondere in Westthüringen und im Thüringer Becken.

Ähnlich niedrige Stände in Juniwochen 2019 und 2020

Im Mai wurden bei 55 Prozent der Messstellen unterdurchschnittliche Wasserstände verzeichnet – Tendenz steigend. In der lang anhaltenden Trockenphase zwischen Mai 2018 und Juni 2021 hatte dieser Wert sogar bei 70 Prozent gelegen. In Thüringen wird den Angaben zufolge mehr als die Hälfte des Wasserbedarfs für die öffentliche Trinkwasserversorgung aus dem Grundwasser gesichert. Die Situation sei vergleichbar mit den Wasserständen in einem durchschnittlichen Spätsommer oder Herbst, hieß es weiter. Aber auch in den Juniwochen 2019 und 2020 gab es ähnlich niedrige Stände.

In den vergangenen Jahren seien immer wieder die Auswirkungen solcher Niedrigwasserphasen beobachtet worden, sagte der Sprecher. Dazu zählte etwa das teilweise Trockenfallen von Gewässern, aber auch extrem niedrige Grundwasserstände, die zum Teil die lokalen Trinkwasserversorgungen beeinträchtigt hätten. Als Beispiel nannte er etwa die Brunnendörfer im Altenburger Land.

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