Berlin. Verbraucher haben Auswahl, wenn es um die Altersvorsorge geht. Lebensversicherungen galten als unattraktiv, doch es tut sich etwas.

Geldanlage ist für viele ein leidiges Thema. Es ist einerseits schwierig, sich eine Übersicht über all die verfügbaren Anlagemöglichkeiten zu verschaffen. Außerdem kursieren jede Menge Halbwissen und Warnungen wie diese: Lebensversicherungen lohnen sich nicht. Noch deutlicher formulierte es einst Hans Dieter Meyer, ehemaliger Geschäftsführer des Bundes der Versicherten, der sagte: „Kapitallebensversicherungen sind legaler Betrug.“

Hier widerspricht Volker Priebe, aus dem Vorstand der Allianz Lebensversicherung, vehement: „Die Kunden können den Lebensversicherern vertrauen.“ Eine Lebensversicherung sichere ein lebenslanges zusätzliches Einkommen, sagt Priebe. Die Lebensversicherer in Deutschland hätten das Know-how im Risikomanagement, bei der Kapitalanlage sowie der Versicherungsmathematik.

Zugleich trüge die Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) „maßgeblich zur Sicherheit des Vorsorgekapitals“ bei.

Volker Priebe, Vorstand für Privatkunden und Produkte bei der Allianz Lebensversicherung.
Volker Priebe, Vorstand für Privatkunden und Produkte bei der Allianz Lebensversicherung. © Allianz AG | Christian Kaufmann

Lebensversicherungen als Sparanlage oder Absicherung

Doch was sind Lebensversicherungen überhaupt? Grundsätzlich gibt es zwei Arten: Die Kapitallebens­versicherung, mit der Angehörige abgesichert sind und man gleichzeitig für das Alter vorsorgt. Hier wird die Versicherungssumme ausgezahlt, egal ob man das Ablaufdatum erlebt oder nicht.

Außerdem gibt es Risikolebens­versicherungen, die im Todesfall einspringen. Diese eignen sich laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW) zum Beispiel bei einer Familie, bei der ein Alleinverdiener den Baukredit erwirtschaftet. Eine Sparanlage ist die Risikolebensversicherung nicht.

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Die Versicherungswirtschaft unterscheidet bei privater Altersvorsorge zwischen Renten- und Pensionsversicherungen auf der einen und Kapitalversicherungen auf der anderen Seite. Bei ersteren gibt es klassische Versicherungen mit Garantiezins, fondsgebundenen Versicherungen und Mischformen mit Garantien.

Neben der privaten Altersvorsorge gibt es die Lebensversicherungen. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist mittlerweile ein Großteil (48 Prozent) der neu abgeschlossenen Verträge eine Rentenversicherung, ein Viertel sind klassische Versicherungen mit sogenanntem „Garantiezins“ (27 Prozent) oder fondsgebundene Versicherungen (24 Prozent).

Zinsanstieg hat Auswirkungen

Seit der Finanzkrise in den 2000ern waren die Zinsen so niedrig, dass der Ertrag bei Lebensversicherungen sehr gering ausfiel. Laut Elke Weidenbach, Referentin für Versicherungen bei der Verbraucherzentrale NRW, gehen bei dem Sparbetrag für Lebensversicherungen auch noch Verwaltungskosten ab.

„Der restliche Betrag wird verzinst, ein Teil davon ist eingepreist, doch die Überschüsse werden dem Vertrag gutgeschrieben“, sagt Weidenbach. Bei kleineren Verträgen mit einer Versicherungssumme unterhalb von etwa 100.000 Euro machten diese Zinsen nicht so viel aus. Doch bei steigenden Zinsen – einige Banken geben in diesem Jahr selbst auf Tagesgeldkonten wieder zwei bis drei Prozent – stellt sich die Frage, ob sich Lebensversicherungen als Geldanlage wieder lohnen.

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Norbert Pieper, Sprecher der Bafin, sagt: „Bei steigenden Zinsen ist positiv festzuhalten, dass die Neu- und Wiederanlage mittelfristig wieder zu höheren laufenden Kapitalerträgen bei Lebensversicherungen führt.“ Auch GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen ist überzeugt: „Die Zinswende ist gut für die Kundinnen und Kunden der Lebensversicherer.“

Einige Versicherer hätten 2023 die Überschussbeteiligung angehoben, so Asmussen. Er rechnet damit, dass auf die Trendwende bei den Zinsen eine Trendwende bei den Überschüssen der sicherheitsorientierten Produkte folgt.

In den Überschüssen spiegelt sich diese Entwicklung nur allmählich wider, aber die langfristige Ertragsperspektive verbessert sich mit dem Zinsaufschwung. Verbraucherschützerin Weidenbach sagt, dass die Zinserhöhung wenn dann nur zeitverzögert bei den Versicherten ankommt.

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Erträge am Ende der Laufzeit nicht steuerfrei

Eine weitere Auswirkung der gestiegenen Zinsen ist, dass die deutschen Lebensversicherer solventer werden. „Stand jetzt weisen alle deutschen Lebensversicherer eine ausreichende Bedeckung auf“, sagt Bafin-Sprecher Pieper. Damit gemeint ist, dass das eingezahlte Geld in Sachwerten, etwa Gold oder Immobilien, hinterlegt ist. Im Falle einer neuen Krise wären die Einlagen der Verbraucher damit geschützt.

Elke Weidenbach rät Verbrauchern trotz Zinsanstieg von Kapitalversicherungen ab: „Die Zinsen sind zu gering, das Produkt ist recht undurchsichtig – ich würde es mir heute noch hundertmal stärker überlegen als vor 30 Jahren, ob man sowas abschließt.“

Zwar sei die Anlage für die Verbraucher einfach, da sie im Gegensatz zu selbst verwalteten Aktien ohne viel Zutun anwächst, es sei jedoch schwer ersichtlich, welcher Teil des Eingezahlten tatsächlich der Sparbetrag ist. Hinzu komme die lange Vertragslaufzeit. Und die Kapitalerträge müssen versteuert werden. Nur die vor 2005 abgeschlossenen Altverträge sind steuerfrei.