Berlin. . Vorwürfe gegen Sänger Till Lindemann: Der Regierungsbeauftragte Felix Klein stellt nun die Konzerte im Berliner Olympiastadion infrage.

  • Der Antisemitismusbeauftrage der Bundesregierung äußert sich zur Causa Rammstein
  • Er betont: Die Grenzen des Sag- und Machbaren dürften nicht immer weiter verschoben werden
  • Die Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft gegen Till Lindemann dauern derweil weiter an

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat Konsequenzen aus den jüngsten Vorwürfen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann gefordert. "Antidemokratische Diskriminierungen wie Antisemitismus, Frauenverachtung und Rassismus gehen oftmals Hand in Hand", sagte Klein unserer Redaktion.

"Unabhängig davon, ob die Vorwürfe gegen Till Lindemann sich bewahrheiten: Wir sollten die betroffenen Frauen ernst nehmen, genauso wie wir Jüdinnen und Juden ernst nehmen sollten, wenn es um Antisemitismus geht", so Klein. "Wir dürfen es nicht zulassen, dass die Grenzen des Sag- und Machbaren immer weiter verschoben werden, auch wenn das unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit geschieht", betonte er.

Klein legt eine Absage der Konzerte in Berlin nahe

Klein legte eine Absage der drei für Juli angesetzten Rammstein-Konzerte im Berliner Olympiastadion nahe. "Ich halte es vor diesem Hintergrund für fragwürdig, ob die geplanten Rammstein-Konzerte in Berlin im vom Land betriebenen Olympiastadion so stattfinden sollten", sagte der Regierungsbeauftragte.

Mehrere Frauen hatten – teilweise anonym – Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Sie schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Mehr zu den Vorwürfen gegen Rammstein und Till Lindemann:

Lindemann weist die Vorwürfe zurück. "In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben“, hieß es in einer Mitteilung. "So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr.“

Verhöhnte Rammstein "mit perfider Vernichtungslager-Optik" die Opfer der Schoah?

Nach Berichten über Vorwürfe gegen Lindemann hat die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet. Erhält die Staatsanwaltschaft Kenntnis vom Verdacht einer Straftat, muss sie ermitteln. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung. Das Plattenlabel Universal Music Entertainment hat seine Marketing- und Promotion-Aktivitäten für Rammstein vorläufig ausgesetzt.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, schließt sich der Kritik an der Band
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, schließt sich der Kritik an der Band "Rammstein" an und forderte Konsequenzen. © Funke Foto Service | Reto Klar

Jüdinnen und Juden wüssten selbst ganz genau, wenn sie von Antisemitismus betroffen seien, sagte Klein. "Wenn es uns als Gesellschaft ernst ist mit dem Einsatz für jüdisches Leben und eine jüdische Zukunft in Deutschland, dürfen wir ihre Stimmen nicht ignorieren." Genau das geschehe aber häufig, sei es bei der Kunstausstellung Documenta in Kassel im vergangenen Jahr oder 2019, "als Rammstein mit perfider Vernichtungslager-Optik die Opfer der Schoah verhöhnte".

Klein bezog sich dabei auf ein Musikvideo zu dem Rammstein-Song "Deutschland’, in dem sich Lindemann und weitere Mitglieder der Band als Häftlinge eines nationalsozialistischen Konzentrationslagers inszenierten.