Berlin. Der US-Präsident will vor den Wahlen keine Schwäche zeigen. Doch aus den vielen Feuern könnte schnell ein Flächenbrand werden.

Die USA haben in der Nacht zu Samstag sieben Einrichtungen der iranischen Revolutionsgarden und proiranischer Milizen im Irak und Syrien angegriffen. Insgesamt wurden nach US-Angaben 85 Ziele attackiert, Operationszentralen, Hallen, in denen Raketen oder Drohnen deponiert waren, Logistikzentren.

Es war der seit Tagen erwartete Vergeltungsschlag für den Drohnenangriff auf eine US-Militärbasis im Nordosten Jordaniens, bei dem zwei US-Soldatinnen und ein US-Soldat getötet worden waren. Seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober und dem Beginn des neuen Gaza-Kriegs haben proiranische Milizen, die unter dem Label „Islamischer Widerstand“ operieren, mehr als 150 Mal US-Einrichtungen im Irak und in Syrien angegriffen.

Weißes Haus: Wir wollen keinen Krieg mit dem Iran

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    Jan Jessen ist Politik-Korrespondent.
    Jan Jessen ist Politik-Korrespondent. © Zentrale | Anna Stais

    Aber es wird immer schwieriger, die Balance zu halten, je länger der Gaza-Krieg dauert. Es sind ja nicht nur die proiranischen Milizen, die mit dem Feuer spielen. Im Norden Israels schaukeln sich die Auseinandersetzungen zwischen den israelischen Streitkräften und der Hisbollah hoch. Die Huthis im Jemen bedrohen durch regelmäßige Angriffe die Schifffahrt im Roten Meer. Die Israelis töten in Damaskus oder Beirut gezielt Anführer der Hamas oder hochrangige Offiziere der Revolutionsgarden. Der Iran schießt Raketen in den Irak und nach Syrien. Jetzt führen die USA eine große Militäroperation durch.

    Bei so vielen unterschiedlichen involvierten Organisationen und Ländern wird die Gefahr täglich größer, dass der Multi-Konflikt unkontrollierbar wird und sich verselbständigt. Aus den Glutnestern könnte ein Flächenbrand werden.

    Russland-Reportagen von Jan Jessen