Berlin. Es ist offiziell: Die Nato hat mit Schweden ihr 32. Mitglied. Zuvor hatten vor allem Ungarn und die Türkei den Beitritt verzögert.

Nach fast zwei Jahren der politischen Blockaden sind sie nun auch Teil des Bündnisses: Schweden wurde am heutigen Donnerstag in Washington in die Nato aufgenommen. Das skandinavische Land ist damit der 32. Partner im nordatlantischen Bündnis. „Schweden ist eine starke Demokratie mit einem äußerst fähigen Militär, das unsere Werte und unsere Vision für die Welt teilt“, hieß es in einer Presseerklärung des Weißen Hauses, die der Verkündung voranging. Mit Schweden als Bündnispartner seien die USA sowie ihre Verbündeten noch sicherer.

Lesen Sie auch: Nato-Neuling Schweden – Was das Land dem Bündnis bringt

Das rund 10 Millionen Einwohner starke Land geht diesen Schritt als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Schweden will die Sicherheit des Nato-Schirms. Angesichts der Aktivitäten Russlands hatten sich die Skandinavier 2022 nach jahrelanger militärischer Bündnisfreiheit dazu entschieden, eine Mitgliedschaft in der Nato zu beantragen. Das taten sie gemeinsam mit ihren finnischen Nachbarn, doch während Finnland schon im April vergangenen Jahres als 31. Mitglied im Bündnis willkommen geheißen wurde, dauerte es bei den Schweden deutlich länger. Das lag vor allem an der Türkei und Ungarn.

Nato-Beitritt: Schweden muss Ungarn dafür vier neue Kampfjets verkaufen

Die Türkei hatte den schwedischen Nato-Beitritt lange blockiert. Die Erdogan-Regierung gab ihre erforderliche Zustimmung erst, als Schweden versprach, sich im Kampf gegen Terrororganisationen stärker einzubringen. Aus Ungarn kam das schlussendliche grüne Licht, nachdem Ulf Kristersson, Schwedens Ministerpräsident, bei Regierungschef Viktor Orbán vorstellig geworden war. Bei diesem Treffen der Staatschefs wurden gleich mehrere Vereinbarungen zur Rüstungszusammenarbeit verkündet. Am Ende ging es um finanzielle Zugeständnisse. Ungarn erwirbt unter anderem vier neue Kampfjets vom Typ Jas 39 Gripen aus Schweden.

Streitigkeiten „in würdiger Weise“ beigelegt: Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson und Viktor Orban kamen in Budapest zusammen.
Streitigkeiten „in würdiger Weise“ beigelegt: Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson und Viktor Orban kamen in Budapest zusammen. © Marton Monus/dpa | Unbekannt

Am Mittwoch bestätigte die schwedische Regierung, dass Kristersson und der schwedische Außenminister Tobias Billström an diesem Donnerstag nach Washington reisen. Damit Schweden der Nato beitreten konnte, mussten noch einige Formalitäten geklärt werden. So wurde zum Beispiel die Beitrittsurkunde im US-Außenministerium hinterlegt. Dort befindet sich die sogenannte Verwahrstelle des Gründungsvertrags der Nato. Außerdem musste das Dokument, das die Zustimmung Ungarns dokumentiert, noch offiziell hinterlegt werden. Nachdem der notwendige Beschluss des Parlaments lange verzögert wurde, hatte Ungarns Staatspräsident Tamas Sulyok das Papier erst am Dienstag unterzeichnet.

Vor Finnland und Schweden waren dem nordatlantischen Verteidigungsbündnis in den letzten Jahren übrigens Albanien, Kroatien, Montenegro und Nordmazedonien beigetreten. Zur Aufnahme des 32. Nato-Mitglieds ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur für den kommenden Montag eine Zeremonie in Brüssel geplant.

dos/dpa

Lesen Sie auch: Nato einfach erklärt – Warum sie für Putin ein Ärgernis ist