Elmar Otto über den neuen Thüringer Nahverkehrsplan

Der Nahverkehrsplan für die Schiene ist ein komplexes Konstrukt. Gerade in einem Land wie Thüringen.

Im Freistaat sind bislang nur etwa ein Drittel der Strecken strombetrieben. Bundesweit soll dieser Anteil auf 70 Prozent steigen. Es gibt demnach einiges aufzuholen. Aber Elektrifizierungsmaßnahmen brauchen einen sehr langen Planungs- und Umsetzungszeitraum und sind teuer. Und das dafür benötige Geld ist weder bei Bund noch Land ausreichend vorhanden.

Auch stellt sich die Frage nach der besten Antriebsart. Einer Studie zufolge lassen sich batteriebetriebene Fahrzeuge wirtschaftlicher betreiben als jene mit Wasserstoff. Allerdings ist der Einsatz von Akkutriebwagen nicht überall möglich, da Ladekapazitäten fehlen.

Außerdem muss sich das Netz am Kundenaufkommen orientieren. Den Prognosen zufolge bleiben die Fahrgastzahlen bis 2027 relativ stabil. Am Ende muss man gut nachgefragte Städte bedienen, ohne ländliche Regionen abzuhängen.

Das Spannungsfeld ist also immens. Und es wird noch größer, weil der grüne Umweltminister Bernhard Stengele und die sozialdemokratische Finanzministerin Heike Taubert berufsbedingt unterschiedliche Interessen vertreten.

Klimafreundlicher Verkehr kostet Geld, keine Frage. Aber welche Schwerpunkte gesetzt werden, darüber ist nicht das letzte Wort gesprochen. Die Umsetzung des Nahverkehrsplans steht zu Recht unter dem Vorbehalt künftig verfügbarer Haushaltsmittel.