Erfurt. Ingo Glase über Anspruch und Alltag in Sachen Mobilität.

Das Debakel war absehbar, spätestens Mitte Dezember. Von den ambitionierten Plänen der Ampelregierung zur flächendeckenden Elektrifizierung des Straßenverkehrs ist kaum etwas geblieben. Der abrupte Wegfall der staatlichen Kaufprämie für ein E-Auto desillusionierte nicht nur Freunde grüner Umweltpolitik, es nahm vielen, fast allen Interessierten das wichtigste Kaufargument, mit denen sie über das lückenhafte Lade-Netz und die überzogenen Preise selbst für Elektro-Durchschnittswagen hinwegsahen. E-Autos werden zum Ladenhüter, die Produktion wird verlangsamt. War es das?

Hohe Werkstattkosten, oft geringe Reichweiten, unklare Batterielaufzeiten und teure Stromtankstellen machen das E-Auto zusätzlich unattraktiv. Wer nicht zu Hause laden kann, bezahlt fast so viel wie an der Tankstelle. Der Verbrenner, so scheint es, ist noch lange nicht ausgebrannt.

Doch für Benziner und Diesel sind die Fahrten durch Thüringen trotzdem keine Freude – tiefe Schlaglöcher, ramponierte Straßen und Autobahnen nerven täglich. Doch statt zu reparieren stellen die Ämter lieber Tempo-30-Schilder auf.

Kein Wunder, dass viele Thüringer vom Sofa aus sorglos im Internet einkaufen, statt in trostlose Innenstädte zu rumpeln. Wenn sich dann noch der Handel schwer tut, die Online-Konkurrenz mit den eigenen Waffen zu schlagen und etwa die freiwillige Kulanz durch ein Rückgaberecht zu ersetzen, scheint eine Besserung nicht in Sicht. Dann droht das nächste Debakel.