Erfurt. An einem Gymnasium wird ein kommissarisch eingesetzter Schulleiter von mutmaßlichen Corona-Leugnern bedroht. Außerdem werden krude Briefe an Thüringer Schulen verschickt.

Nach Drohungen von mutmaßlichen Corona-Leugnern gegen einen stellvertretenden Schulleiter in Ilmenau sieht Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) eine Grenze überschritten. „Schule ist ein geschützter Raum. Deshalb müssen solche politischen Auseinandersetzungen woanders geführt werden“, sagte Holter am Donnerstag bei einem Treffen an der Goethe-Schule in Ilmenau.

Maskenpflicht: Vize-Schulleiter in Ilmenau von mutmaßlichen Corona-Leugnern bedroht

Der dort kommissarisch eingesetzte Schulleiter Robby Krämer hatte einen Schüler des Gymnasiums verwiesen, der sich weigerte, im Schulgebäude eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Seitdem erhielt Krämer mehrere E-Mails, Anrufe und Nachrichten von mutmaßlichen Corona-Leugnern – teils auch auf sein privates Handy.

Krämers Angaben zufolge sei ihm angedroht worden, dass ihm Leid zugefügt werden solle. Außerdem habe er eine E-Mail erhalten, „in der mir mitgeteilt wurde, dass ich nach der ‘Systemwende’ zur Rechenschaft gezogen werden würde“, sagte Krämer.

Corona-Leugner schicken krude Briefe an Thüringer Schulen

In Thüringen gilt im Unterricht keine Pflicht, eine Maske zu tragen – in den Schulgängen und an Orten, wo viele Menschen auf engem Raum aufeinandertreffen, aber schon.

Holter sprach von einem Einzelfall, wies aber darauf hin, dass ein Schreiben mit „pseudowissenschaftlichen Abhandlungen“ an mehrere Thüringer Schulen mit verschickt worden sei, wie er sagte. „Die Schreiben deuten darauf hin, dass es hier um eine konzertierte Aktion geht“, sagte Holter. Das Thema solle auch beim nächsten Gespräch der Kultusminister am Freitag besprochen werden.

Das Schreiben, das an mehrere Thüringer Schulen ging, wurde von der „Bürgerinitiative Eltern stehen auf, Regionalgruppe Thüringen“ verschickt. Holter sagte, es sei nicht ausgeschlossen, dass das Schreiben auch in anderen Bundesländern verschickt wurde.

Darin werden Eltern nach den Hygienekonzepten an den Schulen befragt. Unter anderem heißt es darin: „Angst sollte nicht der Motivator dafür sein, unsere Kinder in gesundheitlichen Einschränkungen und in psychisch soziale Krisen zu drängen.“ Außerdem ist die Rede davon, dass Lehrer und Schulleitungen „drangsaliert“ würden, indem ihnen bei Verstößen gegen die Anti-Corona-Maßnahmen hohe Bußgelder auferlegt würden.

Holter sagte, es müsse an dieser Stelle ein klares „Stoppzeichen“ geben. Die Debatte um die Anti-Corona-Maßnahmen sei notwendig, dürfe nicht in die Schulen getragen und auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden. Er wolle ein Signal der Solidarität und Unterstützung mit dem betroffenen stellvertretenden Schulleiter senden.