Berlin/Erfurt. Bei der Wahl zum SPD-Vorstand schaffte es kein Thüringer ins Spitzengremium. Thüringer Genossen kritisieren fehlende Sensibilität für Ostdeutsche.

Führende Vertreter der SPD in Thüringen reagieren enttäuscht auf die Wahl des SPD-Bundesvorstandes auf dem Bundesparteitag in Berlin. „Ich bin sehr enttäuscht. Leider haben es die neuen Parteivorsitzenden versäumt, kraftvoll dafür zu werben, jedem Landesverband mindestens einen Sitz im neuen Parteivorstand zu ermöglichen.

Auch die großen westdeutschen Landesverbände sehen darin offenbar keine Notwendigkeit“, sagte Landesparteichef Wolfgang Tiefensee. Seinem Ärger machte auch der parlamentarische Geschäftsführer Carsten Schneider Luft. „Ich bedauere sehr, dass sich die neue Parteispitze nicht mit der notwendigen Sensibilität für Ostdeutschland und seine Repräsentanz im Parteivorstand eingesetzt hat“, sagte er zu Journalisten.

Unverständnis auch bei der Thüringer Landtagsabgeordneten Cornelia Klisch. „Solidarität zwischen Großen und Kleinen ist nicht immer einfach und muss offenbar selbst von der SPD immer wieder neu gelernt werden. Dabei vergessen leider manche, dass gerade die Vielfalt unsere Stärke ist“, sagte Klisch.

Auf die Wahl der neuen SPD-Doppelspitze aus der Bundestagsabgeordneten Saskia Esken und dem früheren NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans folgte am Wochenende beim Bundesparteitag die Wahl des Parteivorstands. Dabei schaffte es kein Vertreter der Thüringer SPD in das nun 34-köpfige Führungsgremium. Auch der Thüringer Bundestagsabgeordnete Christoph Matschie, der seit 2013 im Vorstand saß, erreichte weder im ersten noch im zweiten Wahlgang die erforderliche Stimmzahl.

Es sei klar gewesen, dass es wegen der deutlichen Verkleinerung des Parteivorstandes schwer werden würde für Matschie, sagte Tiefensee gestern. „Das bis auf Franziska Giffey und Dietmar Woidke alle Ostdeutschen in den zweiten Wahlgang mussten, ist kein Ruhmesblatt für die SPD. Da tröstet es wenig, dass ich als Vorsitzender des Forum Ostdeutschland im erweiterten Vorstand bin“, so Tiefensee. Die SPD Thüringen werde aber alle Möglichkeiten nutzen, sich einzumischen.

Der Parteitag stimmte für eine Spitzenverdiener-Steuer und das Ende der Schuldenbremse. Der Regierungspartner Union lehnt bisher beides ab.