Landkreis. CDU und AfD haben bei der Europawahl die meisten Wähler zwischen Ballhausen und Beberstedt von sich überzeugt.

Die CDU und die AfD können die Europawahl im Unstrut-Hainich-Kreis für sich verbuchen. Es bleibt Ansichtssache, ob nun die CDU mit 8 Prozentpunkten Verlust, aber den meisten Stimmen, oder die AfD mit 17 Prozentpunkten Zuwachs, aber Platz 2 der Gesamtstimmen, der Gewinner ist.

Der CDU-Kreisvorsitzende Thomas Kretschmer rechnete die Verluste seiner Partei vor allem den starken Gewinnen der Grünen auf Bundesebene zu. Die Union habe es versäumt, Umweltthemen adäquat auf ihrer Agenda unterzubringen und sich stattdessen auf die Bereiche Migration und Asylpolitik konzentriert. Dafür habe man die Quittung bekommen.

Ein Vertreter der AfD aus dem Unstrut-Hainich-Kreis war bis Redaktionsschluss am Sonntagabend nicht zu erreichen.

Obwohl die Linke mit Blick auf Europa im Unstrut-Hainich-Kreis die drittstärkste Kraft geworden ist, könne das Ergebnis nicht zufriedenstellen, sagte Cordula Eger, eine der beiden Kreisvorsitzenden. „Ich finde es vor allem erschreckend, dass die AfD in unserem Kreis so stark ist“, fügte sie hinzu. Für Rückschlüsse auf das eigene Wahlprogramm oder eine Analyse des Wahlergebnisses sei es aber zu früh.

Die SPD-Kreisvorsitzende Claudia Zanker begegnete dem Wahlabend mit Galgenhumor. Es sei gut, dass die Wahlbeteiligung höher als 2014 lag. Dies zeige, dass man Menschen für Politik begeistern könne. Dass die SPD auf Bundesebene und auch im Kreis herbe Verluste hinnehmen musste, sei nicht schönzureden.Die Unzufriedenheit mit der Arbeit der Großen Koalition in Berlin schlage sich auch in der Region nieder. Immerhin sei der Absturz im Landkreis nicht ganz so tief wie im bundesdeutschen Schnitt.

Für Tino Gaßmann, Vorsitzender der Grünen im Unstrut-Hainich-Kreis bot der Wahlabend ein zweigeteiltes Bild. Einerseits sind die Grünen auf Bundesebene so stark wie nie bei einer Europawahl. Andererseits halten sich die Zuwächse in Thüringen und im Landkreis in Grenzen. „In den beiden Städten Mühlhausen und Bad Langensalza haben wir mehr als 8 Prozent bei der Europawahl. Das macht Mut und gibt uns Rückenwind. Das Europawahl-Ergebnis der AfD im Unstrut-Hainich-Kreis ist traurig. Dass so viele Menschen hier auf Rechtspopulismus reinfallen, macht uns nachdenklich“, so Tino Gaßmann.

Das Ergebnis der Liberalen bei der Europawahl stellt den FDP-Kreisvorsitzenden Alexander Kappe nicht zufrieden. Man habe es nicht geschafft, den Thüringer Kandidaten Robert-Martin Montag ins Europaparlament zu schicken. Mit Blick auf die Kreisebene zeigte sich Alexander Kappe enttäuscht, wie die „halbgaren Lippenbekenntnisse“ der politischen Mitbewerber bei den Wählern verfingen. „Wir haben als Liberale offenbar zu viel Pragmatismus und zu wenig Utopie gezeigt. Aber soll ich den demonstrierenden Jugendlichen einfach etwas versprechen, was gegen meine Überzeugungen geht?“

Trotz der etwas höheren Zahlen sieht Karl-Josef Montag von den Freien Wählern vor allem die Beteiligung von knapp unter 60 Prozent kritisch. „Das kann einen Demokraten nicht zufriedenstellen. Denn viele Menschen aller Parteien haben sich in den vergangenen Wochen engagiert“, sagte er.

Die Ergebnisse der Europawahl im Unstrut-Hainich-Kreis:

  • CDU: 26,8 Prozent
  • Die Linke: 12,4 Prozent
  • SPD: 11,9 Prozent
  • AfD: 23,1 Prozent
  • Grüne: 6,9 Prozent
  • FDP: 4,5 Prozent
  • Freie Wähler: 3,7 Prozent

Interaktiv-Karte: So hat Thüringen bei der Europawahl gewählt

Der Liveticker zur Wahl in Thüringen