Berlin. Der Terroranschlag von Halle gibt der Debatte um eine Verschärfung des Waffenrechts Aufwind. In der Frage, wie die Öffentlichkeit am wirksamsten vor extremistischen Gewalttätern geschützt werden kann, gehen die Meinungen auseinander.

Die Debatte um eine Verschärfung des Waffenrechts nimmt nach dem Terroranschlag von Halle Fahrt auf. An diesem Donnerstag berät der Bundestag erstmals über den von der Bundesregierung geplanten Schritt. Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) hatte zuvor eine Regelabfrage bei den Verfassungsschutzämtern ins Spiel gebracht, bevor jemand eine Waffenbesitzkarte bekommt. „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass Extremisten Waffen erst gar nicht in die Hände gegeben werden“, sagte Maier der Deutschen Presse-Agentur.

Er plädierte dafür, zu prüfen, ob potenzielle Waffenbesitzer als Extremisten aufgefallen seien. Zugleich erneuerte Maier seine Forderung nach einer Entwaffnung von „Extremisten und Reichsbürgern“. Es brauche ein „Radikalisierungsradar“, um früh zu erkennen, wenn zum Beispiel ein Gewaltstraftäter auch durch politisch motivierte Taten auffalle.

In Halle (Sachsen-Anhalt) hatte ein 27-jähriger Deutscher vergangene Woche versucht, sich mit Waffengewalt Zutritt zu einer Synagoge zu verschaffen. Mehr als 50 Menschen hielten sich zu diesem Zeitpunkt in dem Gebäude auf, um den jüdischen Feiertag Jom Kippur zu begehen. Der Attentäter konnte nicht ins Haus gelangen. Er tötete eine Passantin und später einen Mann in einem Döner-Imbiss. Er gestand die Tat und gab rechtsextremistische sowie antisemitische Motive an.

Grüne mit Vorstoß zum Waffenerwerb

Auch die Grünen wollen Menschen, die nach Erkenntnissen der Verfassungsschutzbehörden extremistisch orientiert sind, vom Waffenerwerb ausschließen. Einen entsprechenden Antrag wollten sie an diesem Donnerstag im Bundestag einbringen, berichten die Zeitungen des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND/Donnerstag). Zudem seien sie dafür, dass Munition nur noch dort gelagert werden dürfe, wo Waffen zu Wettkampf- oder Übungszwecken abgefeuert würden.

Die Grünen hätten auf die Anwendung von Waffen durch Rechtsextremisten verwiesen und Markus H. genannt, der der Beihilfe zum Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke verdächtigt wird und über eine Waffenbesitzkarte verfügt habe. Lübcke war im Juni auf der Terrasse seines Wohnhauses erschossen worden. Zudem würden immer wieder Menschen bei Auseinandersetzungen in Familien oder Partnerschaften mit legalen Waffen getötet.

FDP kritisiert Vorstoß der Grünen

Der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Konstantin Kuhle, äußerte sich kritisch über den Vorstoß der Grünen. „Wir haben als Freie Demokraten die Sorge, dass sehr viel Bürokratie auf die Betroffenen zukommt“, sagte er in der RTL/n-tv-Sendung „Frühstart“. Er warnte davor, „jeden Sportschützen und jeden Jäger“ mit einem „Generalverdacht“ zu belegen. Der Großteil der Waffenbesitzer in Deutschland verfüge legal über Waffen, „um einer Arbeit nachzukommen, die wichtig ist“.

Bereits heute würden die Daten der Waffenbehörden mit denen der Verfassungsschutzbehörden monatlich abgeglichen, sagte Kuhle. Das sei zu selten. Der große Fokus müsse auf illegalen Waffen und der Entwaffnung von Extremisten liegen. „Dafür müssen die digitalen Kompetenzen unserer Sicherheitsbehörden verschärft werden“, sagte er mit Blick auf den Anschlag von Halle am 9. Oktober.