Erfurt. Tausende Frauen werden Jahr für Jahr in Thüringen Opfer häuslicher Gewalt. In Frauenhäusern können Betroffene Schutz finden, doch es gibt sie nicht in jedem Landkreis.

Nach Ansicht der Thüringer Gleichstellungsbeauftragten Gabi Ohler sollte für die Frauenhäuser im Freistaat wieder das Land zuständig sein. "Ich fänd es besser, wir würden das wieder über das Land finanzieren", sagte Ohler der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit handele es sich um eine kommunale Aufgabe. Doch es sei nicht explizit festgeschrieben, dass die Landkreise und kreisfreien Städte Frauenhäuser bereitstellen müssten, sondern nur, dass sie sich um Menschen in besonders schwierigen Lebenssituationen kümmern müssten. Es sei daher nicht immer einfach, solche Frauenhäuser in den kommunalen Haushalten zu verankern.

Kein einziges barrierefreies Frauenhaus

Ohler wies darauf hin, dass fünf Landkreise gar keine Frauenhäuser haben – und bei Bedarf die Frauenhäuser anderer Kreise nutzten. "Ich finde, dass das nicht ausreicht", sagte Ohler. Einige Kommunen argumentierten, dass die Frauenhäuser gar nicht voll belegt seien. "Meines Erachtens ist aber viel Bedarf gar nicht abdeckbar, weil viele Frauen gar nicht in Frauenhäusern untergebracht werden können", sagte Ohler.

So gebe es in Thüringen kein einziges barrierefreies Frauenhaus. "Wir haben auch keine Möglichkeit, Frauen, die psychisch oder schwer suchtkrank sind, unterzubringen, weil die Frauenhäuser nachts und am Wochenende nicht besetzt sind." Sie schätzt, dass der Bedarf eigentlich deutlich größer wäre, wenn man auch für diese Betroffenen Plätze in Frauenhäusern anbieten könnte.

49 Frauen wurden seit 2015 getötet

Nach Angaben der Thüringer Landespolizeidirektion wurden allein im vergangenen Jahr 2408 Frauen Opfer häuslicher Gewalt. Allerdings dürfte die Dunkelziffer nach Einschätzung des Büros der Gleichstellungsbeauftragten deutlich höher liegen. 49 Frauen wurden seit dem Jahr 2015 in Partnerschaften oder Ex-Partnerschaften getötet, wie aus Antworten des Thüringer Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Thüringer Grünen-Fraktion hervorgeht.

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