Erfurt. Beratungsstellen in Thüringen verzeichnen einen erhöhten Zulauf von Abhängigen.

In Thüringen gibt es immer mehr Konsumenten von Cannabis. „Als illegales Rauschmittel wird es bald Crystal Meth von der Spitzenposition verdrängen“, prognostiziert Sebastian Weiske. Die Behandlungszahlen steigen, so der Leiter der Landesstelle für Suchtfragen. In Thüringen leben in der Altersgruppe 18 – 64 Jahre rund 71.000 Cannabiskonsumenten. Bezüglich einer Abhängigkeit gehe man von etwa 1000 Personen aus. Das Durchschnittsalter beim Erstkonsum liege bei etwa 14 Jahren – das haben Befragungen im Thüringer Behandlungssystem ergeben. Dort werden derzeit mehr als 800 Betroffene betreut, ein Anstieg wäre auffällig. Schätzungen zufolge dürften damit mehrere 10.000 Thüringer regelmäßig kiffen.

Weiske fordert, dass die Suchtprävention vor allem in Schulen gestärkt wird. Kritikwürdig sei, dass im Freistaat keine Rehabilitationseinrichtung für suchtkranke Personen ab 16 Jahren existiert, eine Aufnahme erst ab 18 möglich ist.

Laut der Landesstelle für Suchtfragen hinterlasse die oft aufflammende Debatte um die Legalisierung der Droge Cannabis – zu der Haschisch oder Marihuana zählen – ihre Spuren. Der zunehmende Konsum ist demnach auch die Folge einer Entscheidung des Gesetzgebers. Der hat 2017 beschlossen, dass „Versicherte mit einer schwerwiegenden Erkrankung Anspruch auf Versorgung mit Cannabis in Form von getrockneten Blüten oder Extrakten in standardisierter Qualität“ haben.

Die Wirkungsweise und der Einsatz der Hanfpflanze gilt in Deutschland aber trotz der Legalisierung für die Schmerz- und Palliativbehandlung als umstritten. Die Blüten werden zu therapeutischen Zwecken allerdings immer stärker nachgefragt Die Bewilligungsquote durch die Krankenkassen schwankt je nach Bundesland zwischen 53 und 76 Prozent. In Thüringen lag sie zuletzt bei 56 Prozent.

Sebastian Weiske warnt jedenfalls vor einem unkontrollierten Einsatz und ungezügelter Freigabe: Heranwachsende, die bereits ab einem frühen Zeitpunkt exzessiv Cannabis konsumieren, können langfristig irreversible und gesundheitliche Folgeschäden erleiden.

Leitartikel: Ungeschützter Raum