Elena Rauch über Handlungsdruck für Schulen.

Die Pandemie als Brennglas. Das Wortspiel dürfte zu den am meisten strapazierten der vergangenen Monate gehören. Überfällige Digitalisierung, Lehrer und Schulleiter, die sich neben ihrem pädagogischen Kerngeschäft stundenlang mit Verwaltungshausaufgaben herumschlagen müssen, Lücken in den Kollegien, lange Krankenstände: Auch ohne Corona war die Problemlage klar.

Wenn Lehrervertreter wie die GEW kurz vor Ende dieses schwierigen Schuljahres Konkretes einfordern, mag das manchem wie ein ewiges Mantra vorkommen. Aber es wird ja dadurch nicht weniger wahr. Und wer darin auch eine leise Befürchtung vermutet, dass bei dem Berg von Problemen, den Corona hinterlassen wird, manches Schulanliegen erst einmal in die Warteschleife kommt, liegt sicher nicht ganz falsch.

Sicher, vieles ist von heute auf morgen nicht zu stemmen. Das gilt für kluge Konzepte für digitales Lernen wie auch für die schon beschrittenen Wege, mehr Lehrer an die Schulen zu bringen. Aber es wäre schon von Vorteil, wenn Grundschullehrer endlich die Gewissheit bekämen, dass ihre Gehälter angeglichen werden und wann sie damit rechnen können.

Was im Übrigen auch eine der Antworten auf die Frage wäre, wie man beim Wettstreit um fehlende Lehrer mehr junge Kollegen von Thüringen überzeugen kann. Und es wäre gut, wenn der Bildungsminister nicht um die Gelder für vollzeitbeschäftigte Horterzieher feilschen müsste.

Man kann aber zur Abwechslung auch mal Optimist sein und es so sehen: Die Erwartungshaltung an Schule war selten so groß wie jetzt, das erzeugt einen Handlungsdruck. Die Corona-Krise hat vor Augen geführt, wie weit die Folgen in alle Lebensbereiche reichen, wenn Schule aus dem Regelbetrieb fällt. Das gilt längst nicht nur für die Betreuungsfrage der Jüngsten. So manchen Eltern wurde erst im Homeschooling klar, was ein Lehrer wert ist, der sein Handwerk versteht.

Die Krise als Chance: Auch diesen Satz hört man derzeit oft. Hoffentlich nicht nur als Möglichkeit.

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