Fabian Klaus über Zugeständnisse für ältere Lehrer.

Haben Sie schon einmal vom „Mumientag“ gehört? So wird in einem Industriebetrieb in Thüringen ein Tag bezeichnet, den Arbeitnehmer ab einem bestimmten Lebensalter regelmäßig frei nehmen dürfen – das soll der Gesunderhaltung dienen. Denn mit fortschreitenden Jahren lassen sich die Belastungen des Berufslebens nicht so einfach meistern. Man ist ja schließlich keine 30 mehr. Deshalb kommen Arbeitgeber ihrer Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter nach. Sie wollen schließlich noch lange von deren Erfahrung und Wissen profitieren – meist zum eigenen Vorteil.

Vergleichbar mit derlei Regelungen aus der freien Wirtschaft ist die sogenannte Altersabminderung für Lehrer. Die müssen mit Erreichen eines bestimmten Lebensalters nicht mehr so viele Pflichtstunden ableisten wie jüngere Kollegen. Auch das erscheint auf den ersten Blick nachvollziehbar. Zumal gerade im Schulalltag die Zeit rast und es mit zunehmendem Lebensalter schwierig scheint, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Ein Beispiel aus der Coronakrise: Wenn die vielzitierte Digitalisierung darin besteht, dass Unterrichtsblätter aus Arbeitsheften eingescannt und per E-Mail versendet werden, dann gibt es durchaus Nachholbedarf an dieser Stelle.

Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) will an der Altersabminderung für Lehrerinnen und Lehrer nicht rütteln. Sie diene der Gesunderhaltung und der Absicherung des Unterrichts. Wenn aber nun die Rechnungsprüfer zu dem Ergebnis kommen, dass in Thüringen besonders großzügig mit der Vergünstigung umgegangen wird, dann sollte das im Bildungsministerium einen Denkprozess anstoßen – Unterrichtsstunden einfach zu verschenken, das kann und darf sich das Land nicht leisten. Um den Unterrichtsausfall in den Griff zu bekommen, müssen die Denkverbote endlich fallen.

Provozierter Unterrichtsengpass: Ältere Lehrer in Thüringen sollen mehr arbeiten