Jan Hollitzer über ein halbes Jahr Corona-Pandemie.

Vor sechs Monaten kam Corona über uns. Doch das Virus Sars-CoV-2 infizierte nicht nur Menschen und löst bis heute Covid-19 aus. Es infizierte unser gesamtes gesellschaftliches Leben.

Die Furcht vor der Pandemie führte zu Einschränkungen, die vorher niemand für möglich gehalten hätte. Das Infektionsschutzgesetz erhob sich zum Teil über Grundrechte. Das öffentliche Leben kam zum Stillstand. Doch so schmerzhaft die Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus waren, sie hatten Erfolg – und führten zu einem Dilemma.

Plötzlich gerieten Wissenschaft und Politik in Erklärungsnöte, weil angesichts der niedrigen Fallzahlen der Vorwurf laut wurde, es sei alles gar nicht so schlimm.

Waren die Einschränkungen also übertrieben?

Das waren sie zum damaligen Zeitpunkt, als man noch wenig über das Virus und dessen Verbreitung wusste, sicher nicht. Heute sind wir zum Glück weiter, haben Hygieneregeln in den Alltag integriert, nehmen Rücksicht aufeinander, blicken differenzierter auf die Infektionszahlen und müssen einen zweiten Shutdown wohl nicht befürchten.

Aber Corona hat längst auch politische Dimensionen angenommen. Der Föderalismus artete in einen Überbietungswettkampf der Länder-Chefs aus, um dann seine Stärke zu zeigen.

Auch wenn Deutschland aus einem Flickenteppich an Maßnahmen besteht, sind regional unterschiedliche Vorgehensweisen sinnvoll. Das hat uns auch in Thüringen verhältnismäßig gut durch die Krise gebracht.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich viele Menschen um ihre wirtschaftliche Zukunft sorgen oder bereits am Abgrund ihrer beruflichen Existenz stehen.

Ob, wann und wie wir wieder zu gesellschaftlicher Normalität zurückfinden werden, hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit eines Impfstoffes ab. Wann es diesen gibt, ist offen. Es ist also nicht vorbei.

Wir werden weiter Wege finden müssen, mit dem Virus zu leben und unsere Wirtschaft zu retten.