Sibylle Göbel zur Bezahlung der Thüringer Lehrer.

Unter dem Druck des Fachkräftemangels wird Thüringen bald das tun müssen, was längst überfällig ist: nicht nur den Regelschullehrern das Einkommen zahlen, das auch Gymnasiallehrer verdienen, sondern auch den Grundschullehrern. Denn sonst wird Thüringen, das bis zum Jahr 2030 rund 8000 neue Lehrer braucht, im Kampf um die besten Köpfe das Nachsehen haben.

Eigentlich ist es traurig, dass es erst personeller Zwänge bedarf, ehe kein Unterschied mehr gemacht wird zwischen Lehrkräften, die die Schulanfänger unterrichten, und denen, die junge Menschen bis zum Schulabschluss führen. Denn die Arbeit an einer Grundschule ist nicht nur sehr anstrengend, sondern auch fachlich anspruchsvoll.

Den Grundschullehrern kommt eine riesige Verantwortung zu: Wenn es ihnen nicht gelingt, die Kinder bei der Stange zu halten und bei ihnen die Freude am Lernen immer wieder aufs Neue zu wecken, dann sind viele Messen schon gelesen, wenn die Schüler weiterführende Schulen besuchen. Grundschullehrer helfen mit, die entscheidenden Weichen zu stellen. Wenn Gymnasiallehrer das nicht anerkennen wollten und auf eine Besserstellung pochten, wäre das eine dünkelhafte Neiddebatte.

Wer mehr Grundschullehrer will, der muss sie auch besser bezahlen. Denn es sind eben nicht nur die Arbeitsbedingungen und der Ruf, den dieser Job mitunter leider hat, die qualifizierte Schulabgänger abschrecken, es ist auch und zuvorderst das Gehalt. Wird es der Leistung von Grundschullehrern nicht gerecht, drückt das auf die Motivation derer, die sich diesen Beruf durchaus vorstellen könnten.

Die Lehrer an Grundschulen für ihre wertvolle Arbeit besser zu bezahlen, wäre nicht zuletzt deshalb wichtig, weil diese Arbeit vorzugsweise von Frauen geleistet wird. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – das sollte endlich auch im Bildungswesen gelten.