Das Sommerprogramm langweilt mit alten Tatort-Filmen. Und der WDR vergisst im Rückblick auf die 1980er Jahre den Osten Deutschlands.

Das Fernsehprogramm in den Sommermonaten dient als bestes Schlafmittel. Krimis langweilen nur, wenn einem nach fünf Minuten beim ersten Auftritt des unverdächtigen Nachbarn einfällt, dass er sich später als gewiefter Mörder herausstellen wird. Und das ist kein Phänomen der Privatsender, sondern auch der beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Sender. Die ARD verkauft ihre Tatort-Konserven sogar als „Wunschprogramm“, weil der Zuschauer auswählen darf, welche Wiederholung er sehen darf.

Besonders groß war die Not beim Ersten offenbar am Samstagabend. Im Hauptprogramm lief die Sendung „Die verrückten 80er“ – ein unterhaltsamer Rückblick auf die 1980er Jahre. „Das Ganze in der miefig-piefigen Atmosphäre unserer ‚alten‘ Bundesrepublik: So war das Lieblingsjahrzehnt der Deutschen“, hieß es in der Ankündigung. Dies ließ böses ahnen. Drei Stunden lang wird im „Wir“-Ton zurückgeblickt. Danach steht fest: Die 1980er Jahre haben nur in Westdeutschland stattgefunden. Die DDR war Ausland. Zumindest wird der Mauerfall kurz erwähnt. Peinlich für einen öffentlich-rechtlichen Sender, 2020 ein solches Machwerk zu veröffentlichen.

Klar haben viele DDR-Bürger damals auch Westfernsehen geschaut und kennen jenes, über das C-Promis sprechen. Aber gehört es nicht dazu, hier und da die ostdeutsche Sicht einzubauen? Skurriles und Unterhaltsames hätte sich im Fernseharchiv bestimmt gefunden.

Die Sendung hat der Westdeutsche Rundfunk zusammengestellt. Normalerweise müsste der Mitteldeutsche Rundfunk bei einem solchen Projekt auf die Barrikaden gehen. Schließlich fällt das negative Echo auch auf den Sender zurück. Der lebt auch von den Rundfunkbeiträgen der Thüringer und braucht sich über steigende Antipathie für die Zahlungen in der Bevölkerung nicht zu wundern. Der Rundfunkbeitrag soll im neuen Jahr von 17,50 auf 18,36 Euro steigen. Hoffentlich wird das Geld in mehr Qualität investiert. Damit auch Unterhaltungssendungen nicht derart einseitig ausfallen.