Erfurt. Die Nahverkehrsservicegesellschaft ist ins Landesamt für Bau und Verkehr übergegangen. Das stößt bei Mitarbeitern auf Kritik, weil sie längere Entscheidungswege für den Thüringer Bahnverkehr fürchten.

Die Mitarbeiter der Nahverkehrsservicegesellschaft Thüringen (NVS) kritisieren den Übergang in das Landesamt für Bau und Verkehr. Ihr Argument: Statt kürzerer Verwaltungswege für den Thüringer Bahnverkehr wie behauptet werden diese in Zukunft länger.

Bislang kümmerte sich die NVS unter anderem um die Vergabe der Linienpakete an verschiedene Bahnanbieter, die dafür millionenschwere Summen kassieren, und koordinierte die Fahrpläne. Verkehrsministerin Birgit Keller (Linke) strukturiert um und nimmt die Mitarbeiter in eine Landesbehörde auf. Die Eintragung beim Registergericht erfolgte bereits am 17. April. Die Beschäftigten setzen ihre Tätigkeit im neuen Referat 37 „Schienenpersonennahverkehr“ im Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr fort.

Die Sorge: Mehr Bürokratie

Die Mitarbeiter verweisen in einem internen Schreiben darauf, dass es in der NVS nur drei Hierarchie-Ebenen gab. Im Landesamt seien es vom Sachbearbeiter über den Referenten, Referatsleiter, Abteilungsleiter und Präsidenten gleich fünf. Sie fürchten, wegen längerer Umlaufzeiten bei Entscheidungen Fristen zu brechen.

Zudem solle die externe Kommunikation über das Infrastrukturministerium erfolgen, was unterm Strich mehr Bürokratie bedeute. Das Kunden­magazin Regio-Takte sei eingestellt worden, Öffentlichkeitsarbeit via Twitter oder Facebook finde im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern nicht statt.

Zudem stören sich die Belegschaft daran, dass der NVS-Standort unweit des Erfurter Hauptbahnhofes wohl aufgegeben werden soll. Das mache Beratungen mit Bahnunternehmen komplizierter. Wegen der längeren Wege zum Hauptbahnhof geht nach Berechnung der Mitarbeiter zusammengerechnet für alle Dienstreisen ein Mann-Monat pro Jahr drauf.

Gemeinsame Nutzung zentraler Dienste

Zudem befürchten die Beschäftigten, dass das avisierte Mehr an Eigenständigkeit nicht gewährleistet sei. Doppelstrukturen mit dem Infrastruktur­ministerium würden auch unter der neuen Struktur bestehen bleiben. Zudem fürchten sie, dass vier nicht besetzte Stellen ersatzlos wegfallen.

Das Infrastrukturministerium hatte das Vermeiden von Doppelstrukturen und das Verkürzen von Verwaltungswegen als Gründe für die Reform genannt. Vorteile ergeben sich laut Ministeriumssprecherin Antje Hellmann „durch die gemeinsame Nutzung zentraler Dienste und Kompetenzen durch möglichst viele Fachabteilungen und Fachreferate“. Privatisierungsbedingter Mehraufwand beim Personal sei künftig mehr nötig. Der Einspareffekt liege im sechsstelligen Bereich.