Nordhausen. Zuversichtliche Sozialdemokraten trotz Schlappe auf Nordhäuser Kreisebene. Umweltthemen im Fokus der 29-Jährigen Anika Gruner, die langfristig aufgebaut werden soll.

Andrea Nahles im Bund? Weg! Die SPD im Südharzer Kreistag? Nur noch bei 15,8 Prozent. Und auch auf Stadtebene sieht es nicht besser aus, wo die Sozialdemokraten von knapp 30 auf nunmehr 17,4 Prozent abgerutscht sind. Und doch verströmt Ortsverbandschef Hans-Georg Müller zaghaften Optimismus am Freitag: „Wir wollen eine Kandidatin über einen längeren Zeitraum aufbauen und nach vorn bringen“, sagt er mit Blick auf die Landtagswahlen und Anika Gruner, die immer schon Favoritin für diesen Job gewesen sei.

Und doch hatte SPD-Kreischefin Gruner lieber Nancy Kämmerer den Vortritt gelassen, die nun aber zurückzog. „Ihre Entscheidung ist persönlicher Natur und hat mit den jüngsten Wahlergebnissen nichts zu tun“, stellt Müller klar. Und dass die Favoritin selbst erst nicht im Wahlkreis Nordhausen II antreten wollte, habe mit ihrer Zukunftsperspektive zusammengehangen, erläutert Gruner. Immerhin habe sie erst bei der Wahl in fünf Jahren Dagmar Becker als Kandidatin beerben wollen.

Seit fünf Jahren schon ist die 29-Jährige Büroleiterin der Wülfingeröderin Abgeordneten, werde daher auch deren Wahlkampf leiten. Eine Doppelbelastung, die Gruner eigentlich vermeiden wollte. Auch angesichts der bei der Wahl 2014 lediglich eingefahrenen 13,8 Prozent – damals war Andreas Wieninger in Nordhausen angetreten – werde es kein einfaches Rennen.

Sie starte aber mit dem Rückenwind einer Verjüngung im Kreisverband, neuen Impulsen durch „starke Jusos“ und mit einem 100-prozentigen Mitgliedervotum in das Ringen um Stimmen, das sie inhaltlich vor allem mit Erfahrungen aus dem Umwelt- und Kreisentwicklungsausschuss führen möchte: Der Schutz des Gipskarstes liege ihr am Herzen, ebenso wie sie das Biosphärenreservat in Erfurt voranbringen will. „Auch ein einheitliches ÖPNV-Ticket für den gesamten Freistaat ist dringend notwendig“, nennt sie einen weiteren Punkt ihrer Agenda. Wie schon in der Kommunalwahl soll zudem die Kluft zwischen Städten und Dörfern mit ihr im Landtag geschmälert, sollen Ärzte aufs Land gelockt und die Betreuung in Kindergärten komplett kostenlos werden. „Außerdem würde ich in Erfurt hinterfragen, was bis jetzt für Angebote für das Industriegebiet eingegangen sind und wie die Flächen beworben werden.“ Bisher höre man da zu wenig, kritisiert sie ihren Parteikollegen und Wirtschaftsminister Tiefensee. Es sind Themen, wie sie schon im kommunalen Politrennen eine wichtige Rolle im SPD-Programm gespielt haben. Doch diesmal werde man sich besser in Stellung bringen und stärker die Stimme erheben, versichern Gruner und Müller, die vor allem in den Nordhäuser Ortsteilen wieder mehr Stimmen ziehen wollen. „Dass wir hier schlecht abgeschnitten haben, laste ich auch der Stadtpolitik an“, kritisiert Müller. Neben dem politischen Klima in Berlin, für das Gruner und Müller auf eine schnelle Positionierung des SPD-Bundesvorstandes hoffen, habe das Rathaus Sorgen von Ortsteilen wie Stempeda nicht ernst genug genommen. Mit Druck im Stadtrat soll sich das ändern, will die SPD wieder an alte Erfolge anschließen.