Washington. Michelle sei Barack Obamas “Fels“ gewesen. Ohne sie wäre er wohl kaum US-Präsident geworden. Das ist die erste Schwarze First Lady.

Ohne Michelle wäre Barack Obama wohl kaum das geworden, was ihn bis heute herausragend macht: Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Michelle sei sein “Fels”, hat der Demokrat oft gesagt, der am 3. Mai in Berlin auftritt. Sie sei es, die ihn erde, wenn er abzuheben droht.

Die ehemalige First Lady war in seinen beiden Amtszeiten von 2009 bis 2017 beim amerikanischen Volk durchgängig beliebter als ihr Mann. Auch viele Republikaner haben bis heute Achtung vor ihrer Intelligenz, Fachkenntnis und Wärme. Das erklärt, warum es regelmäßig Spekulationen gibt, ob die Frau, die noch nie für ein politisches Amt kandidiert hat, sich nicht irgendwann doch für die Demokraten für das Weiße Haus bewerben könnte. Tendenz: eher nein.

Gebildet, eloquent, leidenschaftlich und selbstbewusst: Wo immer die 58-Jährige auftritt, zieht sie immer noch viele Menschen an. Ihr Rat, vor allem, wenn es um Frauen-Fragen, Familien-Dinge und Ehe geht, ist gefragt. Ihre Töchter Sasha (21) und Malia (24) sind lange aus dem Haus. Sie führen in Kalifornien ein eigenständiges Leben als Studentin bzw. Drehbuchschreiberin.

Michelle Obama konzentriert sich neben Buch-Projekten und Netflix-Produktionen ihrer Firma “Higher Ground” auf das körperliche und mentale Wohlergehen junger Frauen, vor allem afro-amerikanischer. Daneben pflegt sie, diszipliniert wie immer, ihre Fitness-Routinen. Die 1,80 Meter große Frau wirkt immer noch durchtrainiert.

Michelle Obama: Eliteuniversitäten, Doktortitel und Galionsfigur

Der unbedingte Wille zum Erfolg prägte sie schon in jungen Jahren. Die am 17. Januar 1964 als Michelle LaVaughn Robinson im Süden Chicagos geborene Schwarze wuchs in einfachen aber stabilen Verhältnissen auf. Ihr Vater war Schlosser bei den Wasserwerken, die Mutter arbeitete als Sekretärin.

Mit scharfem Verstand Kopf und Fleiß schaffte Michelle den Sprung an die Eliteuniversitäten Princeton sowie Harvard und erwarb einen Doktortitel in Rechtswissenschaften. Ihre Rolle als “Mutter-Tier”, die sich - fordernd und fördernd - bedingungslos für ihre Kinder einsetzt, hat sie zu einer Galionsfigur gemacht. Michelle Obama ist fortschrittlich und konservativ zugleich.

Michelle Obama hat als First Lady der USA weltweit Anerkennung gefunden.
Michelle Obama hat als First Lady der USA weltweit Anerkennung gefunden. © Hau Dinh/AP/dpa

Nach dem Studium trat sie zunächst in ein renommiertes Anwaltsbüro ein, wo sie auch ihren Mann kennenlernte: Barack Obama wurde ihr damals als Praktikant zugewiesen. 1992 heiratete das Paar. Von der Anwaltskanzlei wechselte Michelle später in die Sozialarbeit und war vor dem Wahlsieg ihres Mannes 2008 Vizepräsidentin am Universitätsklinikum von Chicago.

1998 und 2001 wurden die Töchter Malia und Sasha geboren. Michelle bezeichnete sich oft als “mom-in-chief” (in etwa: Mutter der Nation). Eine Anspielung auf die Rolle ihres Mannes als “commander-in-chief” - Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Michelle Obama: Ihre Jahre im Weißen Haus

In ihrer Rolle als “First Lady” gewann Michelle Obama im Laufe der Jahre immer mehr an Statur und Autorität, gepaart mit Lässigkeit und Anmut. Dafür erntete die Afro-Amerikanerin aus dem rechten Spektrum nicht selten rassistisch gefärbte Angriffe. 2016 konterte sie die Krakeeler aus dem republikanischen Lager mit einem Satz: "When they go low, we go high”. Übersetzt etwa: Wenn die anderen unter die Gürtellinie zielen, zeigen wir, was Anstand ist.

Michelle Obama fiel während der Jahre im Weißen Haus immer wieder durch selbstbewusste, nichts beschönigende Schilderungen des Ehelebens mit dem nominell mächtigsten Mann der Welt auf. Den Stil hat sie beibehalten. Erst vor wenigen Tagen schilderte sie im US-Frühstücksfernsehen, dass Ehe “verdammt hart” ist. Und dass “es unmöglich ist, jeden jeden Tag zu mögen”.

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Angesichts der Tatsache, dass junge Eheleute heutzutage nach Konflikten oft schnell die Scheidung suchten, warb Michelle Obama für ein realistisches Bild von Ehe, die zu oft “glorifiziert” werde - und für Stehvermögen. Das Bekenntnis abzulegen, mit jemandem auf Dauer zusammen zu sein, bedeute, “dass du Kompromisse machen musste. Und das macht nicht immer Spaß.”

Als ihre Mädchen zehn Jahre alt gewesen seien, Barack Obama war da schon Präsident, “habe ich meinen Mann nicht ausstehen können”, sagte sie vor laufender Kamera. Diese Phase ist lange überwunden. Auf Fotos wirken die Obamas heute innig und aufrichtig einander zugetan. (diha)