Weimar. Der Tatarische Präsident wirbt während eines Kurzbesuches in Thüringen für unternehmerisches Engagement in seinem Land.

Kommen Sie nach Tatarstan! Die Rede von Rustam Minnichanow auf dem Wirtschaftsforum ließe sich mit diesem Satz zusammenfassen. Eine Einladung an Unternehmen, die in Tatarstan beste Bedingungen für Geschäfte vorfinden.

Zur Bekräftigung brachte Tatarstans Präsident eine Präsentation mit vielen Zahlen zu Wirtschaftsbilanzen, Branchenzuwächsen und einen Blick auf Innopolis mit. Ein Ort, der so futuristisch anmutet wie sein Name. Die künstliche Stadt nahe der Hauptstadt Kasan gilt als das russische Silicon Valley. Mit gläsernen Bürotürmen, einer Sonderwirtschaftszone, einer Universität und sogar verträglichen Mieten. Jetzt sei, so der Präsident, die beste Zeit, um sich in Tatarstan zu engagieren.

Eine Werbung, die viele Thüringer Unternehmen wohl mit Interesse, aber auch mit Skepsis betrachten dürften. Denn trotz leichtem Aufwärtstrend: In Zeiten europäischer Sanktionen sind vor allem für kleine und mittelständige Betriebe Aufwand und Risiko für einen Einstieg in den russischen Markt zu hoch. So nutzte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) das Wirtschaftsforum auch, um seinen Ruf nach einem Ende der Russland-Sanktionen zu bekräftigen, die seien ein Irrweg. „Alle Ministerpräsidenten der neuen Länder werben für ihre Überwindung“, die Diplomatie müsse Antworten suchen.

Es ist der dritte Besuch des tatarischen Präsidenten in Thüringen. Mit großem Gefolge, zu dem auch mehrere Minister gehörten, absolvierte er ein eng getaktetes Besuchsprogramm von der Bauhaus-Universität in Weimar bis zum Kindermedienzentrum in Erfurt.

Neue Verträge mit tatarischen Partnern

Ein Gegenbesuch, im Mai reiste Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) mit Unternehmern in die autonome Republik, um die langjährigen Kontakte trotz politischer Schlechtwetterlage nicht abreißen zu lassen. Rund 360 Thüringer Unternehmen waren nach Auskunft der Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft 2014 auf dem russischen Markt aktiv, inzwischen sind es nur noch 220.

Zu diesen Hartnäckigen gehören auch die Unternehmen Petkus Technologie und Schülken Form. Deren Vertreter berichteten von ihren Erfahrungen im Russland-Geschäft. Die Sanktionen, so Geschäftsführer Marco Schülken, hätten viele Türen zugeschlagen, die auch nicht wieder geöffnet würden. Einen optimistischen Ausblick auf Künftiges gab es zum Abschluss des Wirtschaftsforums trotz alledem: Das in Hermsdorf ansässige Unternehmen Micro-Hybrid Electronic und die Erfurter Ibykus AG signierten mit Partnern aus Tatarstan neue Verträge.