Erfurt/Dresden. Sachsens Ministerpräsident Kretschmer (CDU) steht in der Kritik - weil er ein Ende der Russland-Sanktionen fordert. Die Debatte darüber zeigt eine unterschiedliche Sicht auf die Dinge in Ost und West. Rückendeckung erhielt Kretschmer aus Thüringen.

Nach seiner umstrittenen Forderung, die Sanktionen gegen Russland zu beenden, bekommt der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) Rückendeckung von seinem Amtskollegen aus Thüringen. Er unterstütze Kretschmers Bemühungen um einen verbesserten Dialog mit Russland und die Beendigung der Sanktionen, ließ Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) am Montag mitteilen. Ramelow ist derzeit auch Vorsitzender der Ost-Ministerpräsidentenkonferenz.

Kretschmer war am vergangenen Freitag beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammengetroffen und hatte schon zuvor einen schrittweisen Abbau und ein Ende der Wirtschaftssanktionen gegen Russland gefordert. Zugleich lud er Putin nach Dresden ein. Dort war der jetzige Präsident vor dem Mauerfall als Offizier des sowjetischen Geheimdienstes KGB tätig.

Der Vorstoß des sächsischen Regierungschefs löste am Pfingstwochenende eine heftige Kontroverse aus. Harsche Kritik erhielt er dafür auch aus den Reihen der eigenen Partei. CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer etwa widersprach seiner Forderung zu den Sanktionen.

Kretschmer dagegen bekräftigte sie auch am Wochenende noch einmal: „Diejenigen, die sich nun mit erhobenem Zeigefinger zu Wort meldeten, sollten auch zur Kenntnis nehmen, dass es in den neuen Bundesländern eine eigene Meinung zu dieser Frage gibt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er führe die Debatte mit einer „großen positiven Zugewandtheit zu Russland und zu seinen Menschen“. In Ostdeutschland gebe es eine besondere Sichtweise auf Osteuropa, die aus gemeinsamer Vergangenheit stamme. Zugleich betonte er die Verantwortung Russlands für die Beendigung des Ukraine-Konflikte.

Wirtschaft leidet seit Jahren unter den Sanktionen

Ramelow sagte: „Die politische Wirkungslosigkeit der Sanktionen ist längst erwiesen, ihr erklärtes Ziel, der so dringend notwendige Frieden in der Ukraine, ist so weit entfernt wie je, das Leid der Zivilbevölkerung groß.“ Kretschmer handle bei dem Thema im Interesse der neuen Bundesländer, deren Wirtschaft seit Jahren unter den Sanktionen leide.

Die sächsischen Grünen warfen Kretschmer vor, bei diesem Thema den Linken und der AfD hinterherzulaufen. Sachsens Grüne-Fraktionschef Wolfram Günter sprach von einem durchsichtigen und verantwortungslosen Wahlkampfmanöver. „Wir Grünen wünschen uns, dass die EU-Sanktionen überflüssig werden. Die Voraussetzung dafür ist aber, dass Russland den eklatanten Bruch des Völkerrechts beendet und das Minsker Friedensabkommen umsetzt.“ Kretschmers Vorstoß und das Hofieren von Putin würden die aktuellen Friedensbemühungen der Bundesregierung im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine torpedieren.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) riet bei den Debatten über Russland zu mehr Besonnenheit. Fast 80 Prozent der Bürger in ihrem Bundesland befürworteten trotz der schwierigen internationalen Lage den Ausbau der Zusammenarbeit mit Russland. „Wir müssen wegkommen von einer schwarz-weiß Diskussion. Was wir brauchen, sind kontinuierliche Zusammenarbeit und kritischer Dialog“, sagte Schwesig.

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Angela Merkel bei Ostministerpräsidenten-Konferenz in Thüringen

Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Bundesländer, Michael Kretschmer (CDU, Sachsen), Reiner Haseloff (CDU, Sachsen-Anhalt), Dietmar Woidke (SPD, Brandenburg), Manuela Schwesig (SPD, Mecklenburg-Vorpommern) und Bodo Ramelow (Die Linke, Thüringen) sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Michael Müller (SPD, 2.v.r., regierender Bürgermeister von Berlin), und Christian Hirte (CDU, r., Ostbeauftragter der Bundesregierung) treffen zu Beratungen zusammen. Foto: Martin Schutt/dpa
Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Bundesländer, Michael Kretschmer (CDU, Sachsen), Reiner Haseloff (CDU, Sachsen-Anhalt), Dietmar Woidke (SPD, Brandenburg), Manuela Schwesig (SPD, Mecklenburg-Vorpommern) und Bodo Ramelow (Die Linke, Thüringen) sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Michael Müller (SPD, 2.v.r., regierender Bürgermeister von Berlin), und Christian Hirte (CDU, r., Ostbeauftragter der Bundesregierung) treffen zu Beratungen zusammen. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU,l) und Bodo Ramelow (Die Linke), Ministepräsident von Thüringen, während einer Pressekonferenz, nach dem Treffen der Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder. Foto: Martin Schutt/dpa
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU,l) und Bodo Ramelow (Die Linke), Ministepräsident von Thüringen, während einer Pressekonferenz, nach dem Treffen der Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Manuela Schwesig (SPD), Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin, und Bodo Ramelow machen ein Foto mit einem Jungen aus Neutiedendorf. Foto: Martin Schutt/dpa
Manuela Schwesig (SPD), Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin, und Bodo Ramelow machen ein Foto mit einem Jungen aus Neutiedendorf. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ministerpräsident Bodo Ramelow. Foto: Martin Schutt/dpa
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ministerpräsident Bodo Ramelow. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) während der Pressekonferenz nach dem Treffen der Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder. Foto: Martin Schutt/dpa
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) während der Pressekonferenz nach dem Treffen der Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder, Manuela Schwesig (5.v.l, SPD), Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin, Reiner Haseloff (3.v.l, CDU), Sachsen-Anhalts Ministerpräsident, Dietmar Woidke (4.v.l, SPD), Brandenburgs Ministerpräsident, Michael Kretschmer (2.v.l, CDU), Sachsens Ministerpräsident, Michael Müller, (2.v.r, SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin, sowie Christian Hirte (l, CDU), Ostbeauftragter der Bundesregierung. Foto: Martin Schutt/dpa
Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder, Manuela Schwesig (5.v.l, SPD), Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin, Reiner Haseloff (3.v.l, CDU), Sachsen-Anhalts Ministerpräsident, Dietmar Woidke (4.v.l, SPD), Brandenburgs Ministerpräsident, Michael Kretschmer (2.v.l, CDU), Sachsens Ministerpräsident, Michael Müller, (2.v.r, SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin, sowie Christian Hirte (l, CDU), Ostbeauftragter der Bundesregierung. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder, darunter Bodo Ramelow (l, Die Linke), Thüringens Ministerpräsident, mit seinem Staatskanzleichef Benjamin-Immanuel Hoff (r., Die Linke), treffen zu Beratungen mit der Bundeskanzlerin zusammen. Foto: Martin Schutt/dpa
Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder, darunter Bodo Ramelow (l, Die Linke), Thüringens Ministerpräsident, mit seinem Staatskanzleichef Benjamin-Immanuel Hoff (r., Die Linke), treffen zu Beratungen mit der Bundeskanzlerin zusammen. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder treffen zu Beratungen mit der Bundeskanzlerin zusammen. Foto: Martin Schutt/dpa
Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder treffen zu Beratungen mit der Bundeskanzlerin zusammen. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Angela Merkel (CDU), Bundeskanzlerin trifft mit den Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder zu Beratungen zusammen. Foto: Martin Schutt/dpa
Angela Merkel (CDU), Bundeskanzlerin trifft mit den Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder zu Beratungen zusammen. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Michael Kretschmer (l., CDU), Ministerpräsident von Sachsen, und Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen, stehen vor dem Zinzendorfhaus. Foto: Martin Schutt/dpa
Michael Kretschmer (l., CDU), Ministerpräsident von Sachsen, und Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen, stehen vor dem Zinzendorfhaus. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Bodo Ramelow (l., Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen, und Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg. Foto: Martin Schutt/dpa
Bodo Ramelow (l., Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen, und Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, und Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen, stehen vor dem Zinzendorfhaus. Foto: Martin Schutt/dpa
Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, und Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen, stehen vor dem Zinzendorfhaus. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Roland Jahn (l.), Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, und Bodo Ramelow. Foto: Martin Schutt/dpa
Roland Jahn (l.), Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, und Bodo Ramelow. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Bodo Ramelow (Die Linke), Thüringens Ministerpräsident, spricht zur Begrüßung im Zinzendorfhaus. Foto: Martin Schutt/dpa
Bodo Ramelow (Die Linke), Thüringens Ministerpräsident, spricht zur Begrüßung im Zinzendorfhaus. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder treffen zu Beratungen mit der Bundeskanzlerin zusammen. Foto: Martin Schutt/dpa
Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder treffen zu Beratungen mit der Bundeskanzlerin zusammen. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
Von links: Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, und Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen, stehen vor dem Zinzendorfhaus. Foto: Martin Schutt/dpa
Von links: Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, und Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen, stehen vor dem Zinzendorfhaus. Foto: Martin Schutt/dpa © zgt
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