Erfurt. Wegen der Corona-Pandemie waren in den vergangenen Jahren Tausende Schulanfänger nicht untersucht worden. Das sind laut Ärzten die häufigsten Probleme.

In Thüringen sollen in diesem Jahr wieder alle zukünftigen Schulanfängerinnen und Schulanfänger vor dem Besuch der ersten Klasse untersucht werden. Das hat eine Umfrage von MDR Thüringen unter den Gesundheitsämtern im Freistaat ergeben.

So gehen alle Amtsärztinnen und -ärzte derzeit davon aus, die Kinder rechtzeitig bis zum Stichtag 15. Mai untersuchen zu können. Mit der sogenannten Schuleingangsuntersuchung soll festgestellt werden, ob es medizinische Gründe gibt, die gegen den Schulbesuch sprechen.

Tausende Schulanfänger während Corona nicht untersucht

In den vergangenen drei Jahren sind tausende Erstklässlerinnen und Erstklässler nicht ärztlich untersucht worden. Schuld daran war die Corona-Pandemie. Mitarbeitende und Ärzte der Gesundheitsämter waren deswegen in andere Aufgaben eingebunden und mussten die Untersuchungen teilweise ganz aussetzen.

Bei zahlreichen Kindern sei deshalb ein erhöhter Förderbedarf erst in der Schule festgestellt worden, heißt es aus den Gesundheitsämtern. Auch hätten die Ärztinnen und Ärzte unter anderem in Weimar, im Kreis Hildburghausen, im Eichsfeld und auch in Nordhausen und im Kyffhäuserkreis beobachtet, dass Übergewicht, Konzentrationsstörungen und Motorikprobleme bei den zukünftigen Erstklässlern zugenommen hätten. Durch die Pandemie und die daraus resultierten Lockdowns gibt es mehr Defizite im sozialen Bereich und bei der Sprache der Kinder, teilte ein Sprecher der Stadt Erfurt mit.

Mehr Eltern ließen Kinder zurückstellen

In einigen Landkreisen hätten 2022 zudem mehr Eltern ihre Kinder zurückstellen lassen. So sei etwa im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt die Zahl der Kinder, deren Einschulung um ein Jahr nach hinten verschoben wurde, von 29 im Jahr 2020 auf 66 im vergangenem Jahr gestiegen. Auch im Weimarer Land stieg im vergangenen Jahr die Zahl der Rückstellungen. Eine genaue Statistik darüber würde jedoch nicht geführt, heißt es aus dem Großteil der Gesundheitsämter.

Laut dem Thüringer Bildungsministerium wurden im vergangenem Jahr 1.659 Kinder verspätet eingeschult. So viele wie seit 1996 nicht mehr. Mehr als die Hälfte davon waren Jungs.

In Thüringen kommen in diesem Jahr voraussichtlich 18.800 Kinder in erste Klasse, ähnlich viele wie bereits im vergangenem Jahr. Allerdings geht das Thüringer Bildungsministerium aktuell davon aus, dass die Zahl bis Sommer, auch aufgrund der Flüchtlinge aus der Ukraine noch steigen wird.