Erfurt. Insgesamt gibt es in Thüringen derzeit noch knapp 50.000 Studenten. Extrem ist der Rückgang in den Naturwissenschaften und Mathematik. Wissenschaftminister Wolfgang Tiefensee ist dennoch optimistisch.

An 41 deutschen Hochschulen schrumpfen die Studentenzahlen – und sieben davon liegen in Thüringen. Das ergab eine Studie des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration. Nur das größere Sachsen ist etwas stärker betroffen.

Allerdings ist die Entwicklung ambivalent. Währen die Zahl deutscher Studierender in Thüringen zwischen 2012 und 2017 um 16 Prozent sank, stieg die Zahl ihrer internationalen Kommilitonen um 62 Prozent. Damit liegt das Land an der Spitze hinter Bayern und Brandenburg.

Vor allem weniger Studenten in den Naturwissenschaften

Nach aktuellen Zahlen der Landesamtes für Statistik hat sich dieser Trend im vergangenen Jahre fortgesetzt. Extrem ist der Rückgang in den Naturwissenschaften und Mathematik. Hier waren zuletzt noch nur noch rund 4400 Studierende eingeschrieben – das bedeutet ein Rückgang seit 2012 um mehr als 40 Prozent. Hoch fiel das Minus bei den Geisteswissenschaften aus. Hingegen stieg die Zahl der Ingenieur- oder Medizinstudenten.

Der Anteil der Thüringer Studenten in den hiesigen Hochschulen ist laut dem Wissenschaftsministerium nach mehreren schwachen Abiturjahrgängen auf ein gutes Drittel gesunken. Aktuell kommen gut 16 Prozent der Studierenden aus anderen ostdeutschen Ländern – und fast 36 Prozent aus Westdeutschland. Gut 14 Prozent, also mehr als 7000, sind aus dem Ausland. Insgesamt gibt es in Thüringen derzeit noch knapp 50.000 Studenten.

Wissenschaftminister Wolfgang Tiefensee (SPD) erklärte den Rückgang mit den rückläufige Abiturientenzahlen im Osten und dem Auslaufen von Sondereffekten in Westdeutschland, wie etwa den doppelten Abiturjahrgängen. Außerdem hätten viele Hochschulstandorte in den alten Bundesländern ihre Kapazitäten deutlich erweitert.

Laut Tiefensee hat sich die Situation inzwischen aber stabilisiert, wofür vor allem das Land mit steigenden Zuschüssen sorge. Mittlerweile verfügten die Thüringer Hochschulen über die besten Betreuungsrelationen im Bundesgebiet, sagte er.

2000 „Kooperationsbeziehungen unterschiedlichster Art“

Der Fokus liegt dabei dort, wo noch Wachstum zu erwarten ist: auf dem Ausland. Thüringen sei vor allem bei Studierenden aus Asien und Europa gefragt, sagte Tiefensee – und hier insbesondere aus China, Indien und Russland, der Ukraine und Vietnam. Seit dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der ausländischen Studenten sogar mehr als vervierfacht

Inzwischen unterhalten die Thüringer Hochschulen über 2000 „Kooperationsbeziehungen unterschiedlichster Art“, zumeist geht dabei um Studentenaustausch. Zudem existieren verschiedene Programme und Stipendien, um internationale Studenten an hiesige Unternehmen zu binden.

Zudem dürfen in Thüringen Hochschulen internationale Interessierte auch ohne gleichwertigen Schulabschluss zulassen. Voraussetzungen dafür sind die Hochschulreife im Herkunftsland und eine bestandene Aufnahmeprüfung. Es gebe hier ein „Vorreiterrolle“ im Hochschulsystem, hieß es vom Sachverständigenrat. Der demografische Wandel werde mittelfristig weitere Regionen erreichen.

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