Erfurt. Gewerbegebiet statt Acker: Dem Flächenfraß in Thüringen fielen zuletzt Zehntausende Hektar zum Opfer. Das Land will bei der Bodenversiegelung gegensteuern – mit begrenztem Erfolg.

Thüringen wird immer weiter zugebaut. Binnen fünf Jahren sind fast 45.000 Hektar Landwirtschaftsfläche verloren gegangen, wie aus Zahlen des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft hervorgeht. Das sind umgerechnet rund 24 Hektar täglich. Zugleich sind im betrachteten Zeitraum von 2015 bis 2019 fast 32.000 Hektar Siedlungsflächen hinzugekommen. Allerdings seien nicht all diese Flächen versiegelt worden, hieß es.

Bauernverband kritisiert Bodenversiegelung

"Das darf so nicht weitergehen", kritisierte ein Sprecher des Thüringer Bauernverbands. Teils würden beste Ackerböden in Gewerbegebiete umgewandelt. Seit Jahren werde das Ziel propagiert, die Neuversiegelung zu begrenzen – allerdings seien den Worten keine Taten gefolgt. "Und was versiegelt wird, ist weg."

Auf versiegelten Flächen fließe Wasser nach Starkregenereignissen schlechter ab, es gebe mehr Hitzeprobleme und die Biodiversität leide. Er forderte, lieber Brachflächen statt Ackerland für Gewerbe- und Baugebiete zu nutzen. "Aber das kostet eben Geld."

Ernüchternde Bilanz bei Revitalisierung von Brachflächen

Tatsächlich hat der Freistaat die Revitalisierung von Brachflächen von 2015 bis 2019 mit 8,6 Millionen Euro gefördert. Das Ergebnis: Insgesamt 25 Hektar wurden in dem Zeitraum entsiegelt und neu genutzt oder renaturiert. Das ist etwa so viel wie täglich an Ackerland verloren ging.

Man arbeite weiter auf das Ziel der Netto-Null-Neuversieglung hin, hieß es aus dem Landwirtschaftsministerium. Von den Gemeinden werde verlangt, bei der Planung von neuem Bauland Flächeneinsparungen in den Blick zu nehmen. Die Kommunen könnten mit einem Flächenmanagement-System des Landes ihre Brachflächen erfassen. Und in verschiedenen Maßnahmen werde auf die Revitalisierung von Brachflächen und weniger Zersiedelung hingearbeitet.