Sonneberg. Der Sonneberger AfD-Politiker Holger Winterstein ließ sich nach der Demo in Berlin lachend und mit ausgebreiteten Armen auf dem Holocaust-Mahnmal fotografieren. Kritik kam auch aus der eigenen Partei.

Der AfD-Kreisverband Südost-Thüringen hat ein Ordnungsverfahren gegen den Abgeordneten des Kreistages Sonneberg, Holger Winterstein, eingeleitet und damit auf ein Foto reagiert, dass den Südthüringer zeigt, wie er auf den Mahnmal für die in Nazi-Deutschland ermordeten Juden in Berlin steht.

Der Landesverbands-Vize Torben Braga bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung, dass ein Verfahren gegen Winterstein geführt werden soll. Darüber sei der Landesvorstand bereits am Montag vom Vorstand des dafür zuständigen Kreisverbandes Südost-Thüringen in Kenntnis gesetzt worden.

Tür für Parteiausschluss Wintersteins offen

Mit der Einleitung des Ordnungsverfahrens ist nach Informationen dieser Zeitung die Tür für einen Parteiausschluss Wintersteins offen – ihm wird „parteischädigendes Verhalten“ vorgeworfen. Wie diese Zeitung aus Parteikreisen erfuhr, stößt derzeit besonders sauer auf, dass er sich uneinsichtig zeigte. Wie das konkret aussieht, lässt sich indes auf dem Facebook-Profil des Kreistagsmitglieds nachlesen: „Jetzt machen die Kleingeister wieder mobil. Herrje“, schrieb Winterstein, der zur Landtagswahl 2019 für die AfD kandidierte aber den Einzug ins Parlament verpasste, am Dienstagmorgen, nachdem die ersten Reaktionen auf sein Bild bekannt geworden waren.

Foto sorgt für Aufsehen

Der AfD-Politiker war offensichtlich als Teilnehmer der Großdemonstration gegen die aktuelle Politik am Samstag in Berlin auf eine Stele des Holocaust-Mahnmals geklettert.

Das Foto zeigt Winterstein lachend und mit ausgebreiteten Armen auf dem Denkmal stehend, dazu den Text: „Der Zeitgeist ist nur eine kurze Erscheinung. Thüringer, Franken, Sachsen, Bayern, Schwaben, Friesen... sind das Volk.“

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Auf Facebook teilte Winterstein die gleiche Aufnahme in der Gruppe „AfD-Anhänger Sonneberg“, dort mit dem Text „Am Samstag sind wir über das politische Berlin gekommen. Wider der Regierung in Berlin, in Brüssel und der Nato. Wir da unten haben denen da oben ihren Weg gezeigt. Ohne Umweg über die hochverdiente Hölle ins Nirvana. Sie dürfen sogar zurücktreten. Jeder Widerstand, gegen das Friedensfest der AfD, war sinnlos. Ob Sabotage an den Zubringern oder ein paar am Rand aufgestellte "piepsende Gegendemonstrierende". Wir holen uns unsere Heimat zurück.“

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Winterstein rudert nach Kritik zurück

Nachdem er die Veröffentlichung von Foto und Text zunächst in den sozialen Medien verteidigt hatte, ruderte Winterstein später zurück und löschte das Bild. Gegenüber dem MDR räumte er ein: „Das war echt blöd von mir.“ Allerdings sei die Aufregung nur so groß, weil er AfD-Mitglied sei. Die Idee sei ihm spontan nach der Demo auf dem Rückweg zum Bus gekommen.

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Der Thüringer AfD-Landesverband hatte das Verhalten Wintersteins u.a. als inakzeptabel bezeichnet. Man wolle den Sachverhalt aufarbeiten und notwendige Konsequenzen ziehen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte getwittert: „Wie abstoßend. Eine Schande, besonders für das Parlament.“

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