Erfurt. Ein Maßnahmenplan der Landesregierung soll mehr Lehramtsabsolventen in Thüringen behalten. Perspektivisch wollen der Linken-Bildungsminister und der SPD-Wissenschaftsminister die gesamte Lehrer-Ausbildung umkrempeln.

Mit neuen Einstellungsterminen und höheren Kapazitäten bei der Lehrerausbildung will die Thüringer Landesregierung mehr Absolventen als bisher im Land behalten. Nächstes Jahr sollen sich Lehramtsabsolventen nicht nur zum 1. Februar und zum 1. August für den Vorbereitungsdienst bewerben, sondern auch zum 1. Mai und zum 1. November, wie Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Mittwoch in Erfurt sagte.

Bisher gebe es für viele Absolventen eine zeitliche Lücke zwischen dem Studienabschluss und dem Start in den Vorbereitungsdienst. „Zwischenzeitlich konnten sich die Absolventen in anderen Ländern bewerben, die andere Termine haben“, sagte Holter. Außerdem wurde die Kapazität bei der Lehrerausbildung an der Universität Erfurt im Bereich Grundschulpädagogik auf 310 und im Bereich Förderpädagogik auf 100 Plätze angehoben.

Sowohl Holter als auch Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sprachen sich dafür aus, perspektivisch Thüringer Lehrer nach Schulstufen statt nach Schularten auszubilden. So sollen in Zukunft auch Gymnasiallehrer einfacher an Realschulen eingesetzt werden. Tiefensee sagte, die Umstellung könne sechs bis sieben Jahre dauern. Der Thüringer Lehrerverband (tlv) sieht das Vorhaben skeptisch. Die bisherige Ausbildung solle erhalten bleiben, da Probleme und Anforderungen je nach Schulart unterschiedlich seien.

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Tischner, sagte, dass es in Thüringen ausgebildete Lehrer in Zukunft schwerer haben könnten, in anderen Bundesländern eine Stelle zu finden. Er sieht in dem Vorhaben ein „ideologisches Projekt“ und warnt vor einem „Einheitsschulsystem“.

Nach den Plänen der Landesregierung sollen nächstes Jahr 750 Stellen für Referendare zur Verfügung stehen. Holter machte klar, dass jeder Lehrer in Thüringen auch eine Stelle bekommen soll. „Wir können nicht garantieren, dass jeder die Wunschschule erhält und wir können nicht garantieren, dass jeder in der Schulart beschäftigt wird, für die er ausgebildet wurde“, sagte Holter. Der Lehrermangel in Thüringen ist seit Jahren auf dem Land größer als in der Stadt. Außerdem sind in bestimmten Fächern wie Mathematik oder Physik Lehrer besonders schwer zu finden.

Der Thüringer Lehrerverband begrüßte die Maßnahmen, kritisierte aber, dass sie zu spät kämen.