Erfurt. Rot-Rot-Grün hat trotz guter Werte für Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) derzeit nach einer Umfrage keine Mehrheit in Thüringen. Sieben Monate vor der Landtagswahl schneiden auch CDU und AfD schwächer ab.

Es ist die erste Umfrage des Wahljahres. Gut 1000 Wahlberechtigte wurden vom Meinungsforschungsinstitut infratest-dimap in der vergangenen Woche angerufen und gefragt, welche Partei sie aktuell in den Landtag wählen würden.

24 Prozent gaben die Linke an. Das waren zwei Prozentpunkte mehr als bei der letzten Umfrage des Instituts im Auftrag des MDR, die im vergangenen August stattfand. Auch die Koalitionspartner gewannen hinzu. Die SPD steigerte sich um einen Prozentpunkt und kommt nun auf elf Prozent. Die Grünen verbessern sich um zwei Punkte auf acht Prozent.

Quelle: infratest-dimap Grafik: Andreas Wetzel
Quelle: infratest-dimap Grafik: Andreas Wetzel © zgt

Umgekehrt verläuft der Trend bei der Opposition. Die CDU verliert zwei Prozentpunkte und kommt nur noch auf 28 Prozent. Die AfD sinkt um drei Prozentpunkte auf 20 Prozent – was aber immer noch doppelt so viel ist wie bei der Landtagswahl 2014. Die FDP bleibt auf der Höhe der Prozent-Hürde.

Trotz der Zugewinne um insgesamt fünf Prozentpunkte reicht es mit 43 Prozent nicht für eine Fortsetzung der rot-rot-grünen Koalition. Aber ein sogenanntes Kenia-Bündnis von CDU, SPD und Grünen käme nur auf 47 Prozent. Falls es die FDP nicht in den Landtag schaffte, könnte dies zwar für eine knappe Mehrheit der Sitze reichen. Wären aber die Liberalen im Landtag, müsste wohl die erste Vierparteien-Koalition aus CDU, SPD, Grünen und FDP in Deutschland gebildet werden.

Doch Vorsicht ist geboten. Die Fehlertoleranz der Umfrage liegt zwischen ein und drei Prozentpunkten. Zudem kam eine Erhebung des Erfurter Instituts Insa im November zumindest bei der CDU (23 Prozent) und den Grünen (12 Prozent) auf deutlich andere Werte.

Dennoch werden die Zahlen in den Parteien aufmerksam registriert. Das gilt auch für die theoretische Frage: „Wenn Sie den Ministerpräsidenten direkt wählen könnten, für wen würden Sie sich entscheiden?“

Quelle: infratest-dimap Graifk: Andreas Wetzel
Quelle: infratest-dimap Graifk: Andreas Wetzel © zgt

Hier nannten 52 Prozent den aktuellen Regierungschef Bodo Ramelow von der Linken. Das ist eine Steigerung von drei Prozentpunkten gegenüber dem vorigen Sommer.

Nun ist dieser Amtsbonus nicht ungewöhnlich hoch. Allerdings liegt CDU-Landeschef Mike Mohring bei der Direktwahlfrage nur noch bei 20 Prozent – das ist ein Minus von neun Prozentpunkten gegenüber der letzten Umfrage. Der Rückgang wird zwar dadurch relativiert, dass damals nicht nach Björn Höcke gefragt wurde, der nun auf bescheidene neun Prozent kommt. Dennoch ist es auffällig, dass Ramelow offenbar nichts an den AfD-Landeschef verliert.

Der Oppositionsführer muss offenbar noch seine eigene Basis von sich überzeugen. So würden nur 46 Prozent der CDU-Wähler direkt für Mohring stimmen.

Dagegen räumt Ramelow bei den Anhängern seiner Linken 92 Prozent ab – und immerhin noch bei gut drei Viertel der Grünen-Wähler und zwei Drittel Prozent der SPD-Sympathisanten. Vor allem aber: 38 Prozent der CDU-Wähler würden den Linken wählen. Vorigen August waren es nur 32 Prozent.