Mit seinem Vorschlag, eine Übergangsregierung unter Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht zu bilden, hat Bodo Ramelow Freund und Feind überrascht. Die Reaktionen.

Bodo Ramelow gilt als ideenreich, mit einer solchen Wendung in der Thüringer Regierungskrise hatten aber die wenigsten gerechnet. Am Montagabend hatte der ehemalige Thüringer Ministerpräsident seine CDU-Amtsvorgängerin als Chefin einer technischen Übergangsregierung vorgeschlagen.

Die Reaktionen auf diesen ungewöhnlichen Schachzug fielen höchst unterschiedlich aus: „Was für ein genialer Move“, schrieb der stellvertretende DGB-Vorsitzende für Hessen und Thüringen, Sandro Witt, auf Twitter. Etwas vorsichtiger bezeichnete der MDR-Journalist Ulli Sondermann-Becker die Idee zumindest als „ungewöhnlichen Schritt“.

Kommentar: Ramelows Coup als Falle

Zurückhaltung in der CDU-Fraktion

Kritisch äußerte sich der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Andreas Bühl: „Ich hatte mir fürs Gespräch gewünscht, dass wir über Inhalte sprechen können, die uns als Parteien einen und für die wir in diesem Landtag Mittel und Wege finden können. Leider war das im gestrigen Gespräch schwer möglich. Vielleicht kommen wir heute dazu.“

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Der CDU-Bundestagsabgeordnete Ruprecht Polenz wittert ein Manöver, um der Linken im Falle von Neuwahlen mehr Stimmen zu sichern: "Ramelow verzichtet auf nichts. Sein Schachzug soll ihm bei Neuwahlen in wenigen Monaten eine große Mehrheit bringen. Das ist legitim und seine Strategie könnte aufgehen. Nur: mit Hintanstellung der eigenen Person etc. hat es nichts zu tun."

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Linke-Chefin Katja Kipping findet Ramelows Vorschlag auch am Morgen danach noch „genial und voller Verantwortung fürs Land“. Zugleich könne die Linke voller Zuversicht sein, dass nach Neuwahlen in Thüringen der Ministerpräsident wieder Bodo Ramelow heiße. Auch die Thüringer Linke-Chefin Susanne Hennig-Wellsow schreibt, nach der Phase einer technischen Landesregierung unter Lieberknecht müsse es Neuwahlen geben. „Bodo Ramelow ist und bleibt unser MP-Kandidat für Thüringen.“

„Kühner und mutiger Vorschlag“

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Astrid Rothe-Beinlich schreibt auf Twitter: „Respekt und Überraschung zum Vorschlag von Bodo Ramelow. Unser Ziel bleiben stabile Verhältnisse in Thüringen, bevor es zu Neuwahlen kommt.“

„Ich gestehe, ich war zunächst irritiert“, schreibt Linke-Politiker Frank Kuschel.Er habe „überlegt und nachgedacht und muss einschätzen: ein kühner und mutiger Vorschlag, nicht ohne Risiken, aber er kann Ausweg und Lösung sein.“

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach sieht einen „Befreiungsschlag“ für Thüringen. „Jetzt sollte es nach einer Übergangszeit Neuwahlen geben, so dass klare politische Verhältnisse entstehen.“ Der Thüringer SPD-Bundestagsabgeordnete Christoph Matschie findet Ramelows Idee „einen guten Weg aus der Krise.“ Jetzt sei „die CDU am Zug, den Weg frei zu machen“.

Darum der Rollkragenpullover

Auf ein besonderes Detail achtete Journalist Sebastian Grossert, als Ramelow seinen Vorschlag verkündete: „Ich glaube, er trägt bewusst Rollkragenpullover statt Weste und Jackett. Er macht sich so kleiner, als er ist und unterstützt seine Botschaft, dass es ihm zuerst um Thüringen gehe.“

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Ähnlich sieht es auch Wissenschaftler Matthias Quent: „Verstehe die Empörung nur bedingt. Bodo Ramelow hat immer gesagt: Erst das Land, dann die Partei, dann die Person. Womöglich zeigt sich gerade, dass er das als einer der ersten Politiker auch so meint.“

Alle Entwicklungen gibt es in unserem Liveblog zur Regierungsbildung

Ramelow: Lieberknecht soll Übergangsministerpräsidentin werden