Es antwortet Andreas Freytag, Professor für Wirtschaftspolitik an der Friedrich-Schiller-Universität: Diese Fragen sind angesichts der komplexen Gemengelage nicht einfach zu beantworten. Zunächst ist die Geldpolitik in der Pflicht. Eine Dekade Niedrigzins in Verbindung mit hohem Wachstum der Basisgeldmenge in der Eurozone, in Großbritannien, Japan (dort drei Dekaden) und den USA hat ein hohes Inflationspotenzial aufgebaut, das nun realisiert wird. In erster Linie sind Zinserhöhungen notwendig. Diese werden natürlich zu einer konjunkturellen Delle beitragen. In der kurzen Frist ist das bedauerlich. Aber in der mittleren und langen Frist es es unabdingbar, dass der Zins wieder seine Funktion als Allokationsinstrument, als Instrument zwischen sinnvollen und unwirtschaftlichen Investitionen zu unterscheiden, wahrnehmen kann.

Die Regierungen können ebenfalls dazu beitragen, die Inflation zu begrenzen, indem sie die Märkte offen und den Wettbewerb hoch halten. Sie dürfen die Nachfrage nach Gütern und Diensten auch nicht künstlich in die Höhe treiben, indem sie jedes gefährdete Unternehmen retten wollen.

Dennoch bleibt ein gewisser Inflationsdruck bestehen, weil die internationalen Lieferketten weiterhin instabil sind und die Preise für fossile Brennstoffe weiter steigen werden – schon, um die Energiewende hinzubekommen.

Dieser Teil der Inflation ist aber eher gewollt und sendet Signale zum Energiesparen oder zur Entwicklung und Verwendung alternative Brennstoffe aus.