Erfurt. Chef-Stadtplaner Börsch: Ausbau der Arndtstraße ist auch nach der Bebauung möglich. Infos zum Ausbau der Martin-Andersen-Nexö-Straße

Die auf der Lingel-Fläche am Stadion geplante Wohnbebauung schränkt die Möglichkeit einer späteren Erweiterung der Arndtstraße nicht ein. Das hat der Stadtplanungsamtsleiter Paul Börsch betont.

„Es wird nichts getan, was diese Möglichkeit verbaut“, sagt Börsch. „Wenn die Stadt irgendwann die Arndtstraße ausbauen will und in der Lage dazu ist, kann sie es machen.“

Der Bebauungsplan der Lingel-Fläche lag bis zum gestrigen Freitag öffentlich aus. Laut Börsch sind dazu zahlreiche Stellungnahmen von Bürgern eingetroffen, die sich in der Wahrnehmung des Amtsleiters vor allem auf die Belange von Anwohnern der Martin-Andersen-Nexö-Straße (MAN-Straße) beziehen.

Mit den Einwänden werde sich die Stadt „sehr intensiv auseinandersetzen“, sagt Börsch. Doch habe er den Eindruck, dass in der Diskussion Zusammenhänge zwischen dem Baugebiet und der Südeinfahrt hergestellt würden, die gar nicht existierten.

Mit den Anwohnern der MAN-Straße als Speerspitze hatte eine Initiative viele Jahre lang um eine neue Variante der Erfurter Südeinfahrt gekämpft, die die stark befahrene Straße entlasten würde. Der Stadtrat beschloss nach vielen Diskussionen und einem Fledermaus-Gutachten aber den Ausbau im Bestand. Die Baumaßnahme steht nun vor der Tür und ist Thema einer Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung, die am Montag stattfindet.

Die zeitliche Nähe von Wohnungsbau und Straßenausbau sei zufällig, meint Börsch. Es gebe auch keine Gründe, die Straße zwingend vor oder zwingend nach der Wohnbebauung instand zu setzen.

Der augenscheinliche Verdacht mancher Anwohner, das Wohngebiet könne eine andere Südeinfahrt für immer verhindern, sei aber unbegründet. „Die Planung für das Wohngebiet beruht ja gerade auf der Grundlage, dass die Arndtstraße künftig ausgebaut werden kann“, so der Chef-Stadtplaner.

Die Stadt und auch er selbst seien noch immer der Ansicht, dass der dreispurige Ausbau der Arndtstraße, ein Kreisverkehr am Schützenhaus und der Rückbau der MAN-Straße zur Anliegerstraße „verkehrlich und städtebaulich die bessere Lösung“ sei. Eine entsprechende Planung, die auch von den MAN-Anwohnern favorisiert wird, hat der Stadtrat 2010 beschlossen.

Die streng geschützten Fledermäuse aus dem Steiger, die lange Zeit als ein lösbares Problem erschienen, machten diesen Plänen aber einen Strich durch die Rechnung. Mehrere Fledermaus-Gutachten zeigten, dass der abendliche Überflug der Tiere über eine breitere Arndt­straße zu gefährlich, der Ausbau damit rechtlich nicht möglich sei.

Die Planung wäre deshalb nur mit einem extremen finanziellen Aufwand umsetzbar, etwa durch eine Absenkung der Straße und ein über die Straße gespanntes Netz. Diese Lösung scheitert derzeit am fehlenden Geld. Nicht jedoch am Platz: Sie sei auch dann noch möglich, wenn das Wohngebiet fertig gebaut ist.

„Bei der Diskussion gerät leider aus dem Blick, worum es eigentlich geht“, sagt Börsch und meint das Wohngebiet. Dass ein Investor die Brachfläche der einstigen Lingel-Schuhfabrik im Dreieck von Arndt-, Arnstädter und MAN-Straße nutzbar machen und zugleich neue Wohnbebauung schaffen wolle, sei ein „Glücksfall“.

Auf der Fläche sind vier- und fünfgeschossige Wohnhäuser, teils mit Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss, geplant. 325 Mietwohnungen sollen entstehen. Im Eck zwischen MAN- und Arnstädter Straße ist zudem ein 33 Meter hohes Gebäude geplant, in dem ein Hotel oder Büros entstehen sollen.

Das westliche, an die Tennisplätze angrenzende Teilstück haben durch einen Flächentausch die Stadtwerke erworben. Laut Paul Börsch plant die Stadt, die Fläche zu kaufen und dort einen Kindergarten mit 120 Plätzen zu bauen.

Infoveranstaltung zum Ausbau der südlichen Stadteinfahrt, Montag (25. März), 19 Uhr, Steigerwaldstadion (Mozartallee 3)