Kreuzebra. Das Spendenbarometer für die historische Knauforgel steigt mit zwei Fördermittelbescheiden weiter nach oben.

Für die Kirchengemeinde Kreuzebra und das „Orgel-Team“ rund um Pfarrer Ronald Genau war es ein schöner Moment. Gestern Morgen gab es für das große Orgelsanierungsprojekt einen ordentlichen Geldsegen. Einmal 8000 Euro vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und die gleiche Summe noch einmal von der Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen.

Vertreter der beiden Institutionen brachten das Geld persönlich ins Eichsfeld. Nach und nach füllte sich die barocke Kirche St. Sergius und Bacchus mit Menschen, die nicht nur die wunderbare Innengestaltung bewunderten, sondern auch einen prüfenden Blick auf die Knauf-Orgel aus dem Jahr 1859 warfen.

Insgesamt müssen 121.000 Euro für die dringend notwendige Generalinstandsetzung aufgebracht werden. „Jetzt fehlen nur noch 35.000 Euro“, freut sich Raimund Nachtwey vom Orgelteam. Seit Jahren, so erzählt er, gebe es Probleme mit der Spielbarkeit. Ständiger Gast in der Kirche ist der Heiligenstädter Orgelbaumeister Karl Brode, der immer wieder „flickt“, nachjustiert und dafür sorgt, dass es noch einigermaßen geht. „Das aber sollte kein Dauerzustand sein“, erzählt Nachtwey. 2017 machte man Nägel mit Köpfen. Ein vierköpfiges Orgel-Team hatte sich damals gegründet, das sich das große Ziel setzte, das Geld für eine Komplettrestaurierung zusammenzubekommen. Und die Summe ist nicht klein. „Wir haben schon Hilfe von der Klosterkammer bekommen, vom Landkreis, der politischen Gemeinde, und weiteren Spendern“, sagt Nachtwey. „Auch die Waldinteressengemeinschaft war schon großzügig.“ Das meiste Geld komme allerdings aus vielen, vielen kleinen Spenden von Privatpersonen und Unternehmen. „Es gab auch schon Benefizkonzerte“, wirft Ulrich Kruse ein, der ebenfalls dem Orgel-Team angehört. Alle möglichen Fördertöpfe wurden eruiert, dann Anträge über Anträge geschrieben. Hauptinitiator damals war Ulrich Franke. Pfarrer Roland Genau hatte über fünf Jahre schon immer wieder kleine Beträge gesammelt, um einen Sockelbetrag zu schaffen. Er brachte 3000 Euro zusammen.

Im Altarraum hat die Gemeinde ein Spendenbarometer aufgestellt – aus einer Orgelpfeife, die Karl Brode bereitwillig überließ. Und der Ring aus Holz ist immer weiter nach oben gewandert. „Das macht Mut“, sagt Kruse. Mut, der gestern mit den beiden Zuwendungen belohnt wurde und der weiter Motivation gibt.

Vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie kamen Susanne Scheibner und Matthias Gießke, die sich mit dem Orgelproblem in Kreuzebra lange beschäftigt haben. Sie brachten gleich noch den Orgelsachverständigen Albrecht Lobenstein und Landeskonservator Holger Reinhardt mit. Für die Überreichung der Förderung der Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen war Geschäftsführer Matthias Haupt aus Frankfurt angereist.

Seit 2009 gebe es gemeinsam mit dem Landesamt das Orgelrestaurierungsprogramm in Thüringen, in Hessen gibt es ein solches schon seit 2001. Acht Orgeln sind in diesem Jahr im Freistaat ausgewählt, darunter nun Kreuzebra. Voraussetzung für diese Zuschüsse aber sei immer das Engagement aus den Gemeinden heraus, betonte Haupt. Man gehe auch gern in kleine Orte, damit das Geld nicht nur in Großstädte fließe.

Pfarrer Genau dankte herzlich. „Es für eine kleine Kirchengemeine ein echter Kraftakt, solch ein Vorhaben zu stemmen“, sagte er. Aber solch eine Zuwendung sei gerade für diese Menschen ein Zeichen, dass sie in ihren Bemühungen auch nicht „hängen gelassen“ werden. Und Landeskonservator Holger Reinhardt sprach kurz über die Orgel als Kulturgut, das seltene Handwerk des Orgelbaus. „Es ist schwierig, heute noch echte Fachleute auf diesem Gebiet zu finden.“ Sein Dank ging auch an das Landesamt. „Das zeigt, dass man gemeinsam etwas schaffen kann.“

Mehrere Angebote hat die Gemeinde eingeholt. Den Zuschlag bekam schließlich Karl Brode. Nicht zuletzt, weil er die Orgel sehr gut kennt. Beim letzten großen Umbau 1965 bis 1967 war er Azubi in der Firma, die diesen Umbau damals leistete.

Geht es nach dem Orgel-Team, dann soll das Projekt zur Kirmes im Oktober 2020 abgeschlossen sein. In zwei Bauabschnitten geht sie vor sich. Unter anderem müssen die Pfeifen gereinigt werden, das ist aber noch das Wenigste. Prospekt, Gambe, Hohlflöte und Gemshorn müssen rekonstruiert werden, und der historische Doppelfaltenmagazinbalg muss dringend erneuert werden. Auch ist ein neuer Winderzeuger notwendig. Im Prinzip also müssen die Mitarbeiter von Karl Brode die gesamte Orgel anfassen, damit sie die Barockkirche aus dem Jahr 1738 in einem Jahr mit neuem reinen Klang erfüllen kann.