Heiligenstadt. In „The Spirit of Woodstock“ lassen Interpreten etwas vom einstigen Mythos des Musikfestivals spüren.

Es ging nicht um Peace, um Love, um Drogen und gesellschaftliche Konflikte, als am Samstagabend rund 500 echte Fans der Rockmusik im Eichsfelder Kulturhaus eine Zeitreise auf die Weidefelder eines Milchbauern in White Lake nahe der Kleinstadt Bethel im US-Bundesstaat New York, etwa 70 Kilometer südwestlich von Woodstock, unternahmen. Ihnen ging es um Musik, um das Gefühl, im Herzen jung zu sein und darum, etwas zu spüren von dem Mythos Woodstock, den viele der Zuschauer damals nur als passive Teilnehmer erleben konnten.

Damals traten vor geschätzten 400.000 Besuchern 32 Bands und Solokünstler der Musikrichtungen Folk, Rock, Psychedelic Rock, Blues und Country auf, darunter Stars wie Jimi Hendrix, Janis Joplin, CCR, Santana, Melanie, Joe Cocker und The Who. In der Musical­revue „The Spirit of Woodstock“ brachte die Reset-Produktion einen Hauch des Flower-Power-Feelings auf die Bühne.

Schauspieler Daniel Brockhaus führte durch den Abend und gab in interessanter Art und Weise als Tourguide einen Einblick in das Festivalgeschehen und die Hintergründe der Tage vom 15. bis 18. August 1969, aber auch in die gesellschaft­liche Situation in den USA. Fotos von Drogen konsumierenden, halb nackten Hippies, behangen mit Blumenkränzen, von freier Liebe und Nackten, die im Schlamm tanzen, von Verkehrsstaus rund ums Festivalgelände und teils chaotischen Zuständen in Regen und Matsch zeugten nicht nur vom musika­lischen Höhepunkt und Ende der Hippie-Bewegung, sondern auch vom friedliebenden, ­künstlerischen und „anderen“ Amerika.

Für die politischen Morde an John F. Kennedy, Malcolm X, Martin Luther King und Robert F. Kennedy legte Brockhaus symbolisch eine weiße Rose auf die Bühne.

Ein buntes Spektakel mit den besten Songs

Eine Dame aus dem Publikum war total verwundert zu hören, dass die Avantgarde der damaligen Rock- und Popkultur – wie The Beatles, Bob Dylan und The Rolling Stones – nicht in Woodstock waren. Von den Künstlern, die in Woodstock aufgetreten sind, präsentierten die fantastischen Interpreten und Live-Musiker die besten Songs und boten auf der Bühne ein buntes und lautes Spektakel.

Italienerin Tara brüllte sich als eine der besten­ Janis-Joplin-Interpretinnen förmlich die Seele aus dem Leib. Selbst, als sie ohne Mikrofon sang, war sie bis in die letzte Ecke des Saales zu hören. Lela und Salvio, beide ebenfalls Italiener, überzeugten mit Professionalität in Gesang und Performens bei den zahlreichen präsentierten Titeln.

Großen Applaus erhielt auch Michael Holderbusch, der als deutscher Joe Cocker bezeichnet wird. 2010 wurde er beim Finale der RTL-Show „Das Supertalent“ auf den 2. Platz gewählt. Unspektakulär und bescheiden katapultierte er sich mit seiner Interpretation von Joe-Cocker-Hits auch in Heiligenstadt in die Herzen des Publikums.

Einen Angriff auf die Ohren des Publikums unternahm Fulvio Feliciano, der sich selbst als Hendrixian-Gitarrist bezeichnet. 2011 vertrat er Italien beim internationalen Jimi-Hendrix-Festival in Wien. Genau wie Jimi Hendrix ließ er seine Gitarre jaulen, röhren, donnern und das, wie in Woodstock, mit einigen Rückkopplungen. Im Kulturhaus war man happy. Im Gegensatz zu damals hatte man den Vorteil, die Musik ganz nah zu hören und die Bühne zu sehen.

Im Vergleich zum ersten Teil des Abends geriet das Publikum im zweiten Teil förmlich in Ekstase. Thomas Müller von der Eichsfelder Rockband TM6 war total begeistert. Das war seine Musik. Es wurde geklatscht, mitgesungen und eine Mega-Party gefeiert. Am Ende hielt es die Gäste nicht mehr auf den Sitzen. Standing Ovation und ein nicht enden wollender Ruf nach Zugaben machten den Künstlern das Verlassen der Bühne nicht leicht.

Schaut man sich heute, 50 Jahre später, in der Welt und auch in unserer politischen Landschaft um, kämpfen wieder junge Menschen für ihre Zukunft. Der Geist von Woodstock ist lebendiger denn je.