Leinefelde. Bischof Ulrich Neymeyr ruft bei der Elisabethwallfahrt der kranken und behinderten Menschen dazu auf, die Mitmenschen in den Blick zu nehmen.

Knapp 150 Menschen kamen am Samstag zur Elisabethwallfahrt für Menschen mit Behinderung in die Kirche „St. Bonifatius“ in Leinefelde. Dort begrüßte sie Bischof Ulrich Neymeyr aus Erfurt. Mit am Altar standen beim Pontifikalamt die Pfarrer Günter Christoph Haase, Horst Mosebach, Lothar Klapprott, Josef Birkefeld sowie Caritasdirektor und Diakon Wolfgang Lange.

Neymeyr richtete seinen Blick während seiner Eingangsworte auch an die Senioren und Kranken, die in ihrer Bewegungsmöglichkeit eingeschränkt und nicht mehr in der Lage sind, am Gottesdienst teilzunehmen. Es sei mehr als eine gute Tradition, bei der Wallfahrt in Leinefelde mitten im Sommer, die heilige Elisabeth in den Blickpunkt zu stellen, so Neymeyr. „Pfarrer Haase hat heute eine Skulptur der heiligen Elisabeth aus Beberstedt hier aufgestellt, und ich habe aus Erfurt die Elisabeth-Reliquie mitgebracht. So ist die heilige Elisabeth in lebendiger Weise heute unter uns. Elisabeth ist die Patronin unseres Bistums, und sie ist die Patronin der Armen und Kranken. Sie hat drei Hospize gegründet zu einer Zeit, in der es nicht gut organisiert war, für kranke und bettlägerige Menschen zu sorgen. So ist sie die Patronin derer , die auf Hilfe angewiesen sind.“

Elisabeths Wunder des Verständnisses

Bischof Neymeyr mahnte, denen dankbar zu sein, die im Alltag hilfsbedürftige Menschen führen und unterstützen. „So haben wir den Helfern, Pflegerinnen, Pflegern und Ehrenamtlichen zu danken, die Tag für Tag alles geben“, sagte er. Während seiner Predigt griff der Bischof das Leitwort der Wallfahrt auf und forderte auf, Verständnis für die Mitmenschen, ganz gleich in welcher Lebenssituation, zu entwickeln. „‘Gebt euch ein Zeichen des Friedens‘ ist das Leitwort der diesjährigen Wallfahrt. Wenn wir heute den gleichnamigen Friedensgruß vor der Kommunion sprechen, wollen wir diesen Gruß besonders hervorheben, damit es nicht der gewohnte Ritus ist, sondern wir uns auch Gedanken machen, was bei diesem Gruß geschieht“, so Neymeyr.

Wenn jemand bei diesem Ritual seinem Nachbarn die Hand reiche, sei das eine freundliche Geste. Es könne aber auch vorkommen, das man auf jemanden treffe, dem man nicht die Hand reichen wolle, denn zum menschlichen Nebeneinander gehörten auch Streit und manchmal sogar Zerwürfnisse, so Neymeyr weiter. „Diejenigen unter ihnen, die ohne Streit durchs Leben kommen, können ihrem Schöpfer auf Knien dankbar sein“, meinte der Oberhirte.

Trotz vieler Differenzen und Missverständnisse gebe es in der heutigen Zeit ausreichend Möglichkeiten, in Frieden miteinander zu leben. Die heilige Elisabeth lehre die Menschen, sich untereinander wahrzunehmen. Und sie sei das beste Beispiel dafür, Verständnis für den Anderen aufzubringen. Elisabeth habe gesehen, dass es genug Menschen gebe, die arm sind und kein Dach über dem Kopf haben. Sie habe wahrgenommen, wie es den Leuten um sie herum gehe. Und sie habe Verständnis für diejenigen gezeigt, um die sich keiner gekümmert habe.

Wahrzunehmen, wie es seinem Nächsten gehe, sei überhaupt die Voraussetzung, um Streit zu vermeiden. Elisabeth habe aber auch Verständnis erfahren. „Dieses hat sie bei ihrem Mann, dem Landgrafen Ludwig IV., gefunden. Es war eine Liebesehe, obwohl sich die beiden nicht ausgesucht hatten, weil sie verheiratet wurden. Aber Elisabeth und ihr Mann hatten Verständnis füreinander.“ Neymeyer erinnerte dabei an das berühmte Rosenwunder. „Elisabeth brachte Brot zu den Armen, und als ihr Mann sie darauf ansprach, war das Brot zu Rosen geworden.“

Das Wunder sei ein Wunder des Verständnisses. Ulrich Neymeyr appellierte am Ende seiner Predigt, nach Zerwürfnissen und Streit immer wieder Verständnis für den Mitmenschen aufzubringen und so wie Elisabeth Frieden zu finden.

Nach dem Festgottesdienst kamen die Wallfahrer zu einem Tag der Begegnung zusammen. Eine Abschlussandacht bildete den Schlusspunkt der diesjährigen Elisabethwallfahrt.