Heiligenstadt. Sozialausschuss der Stadt ist sich einig, kann aber keine hohen Beträge zur Verfügung stellen. Die Einrichtung fördert Jugendliche, holt sie von der Straße weg.

Es ist noch kein Jahr her, dass das Leinefelder Boxkino nach Heiligenstadt umziehen musste. Holger Stitz, Sozialarbeiter und Trainer, betreut seitdem wieder zwischen 80 und 100 Jugendliche pro Tag, verfolgt mit seinem etwas anderen Ansatz des Streetworking und der sportlichen Betätigung aber das gleiche Ziel wie andere Träger der Sozialarbeit im Landkreis: Junge Leute von der Straße zu holen, ihnen eine Perspektive zu bieten, sie zu unterstützen und ihnen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.

Träger des Boxkinos ist inzwischen das Sozial-, Kinder- und Jugendhaus Regenbogen. Das finanziert die Miete der Halle in der Dingelstädter Straße.

Das Jugendamt des Landkreises übernimmt die halbe Stelle von Holger Stitz, der die Aufgabe allein stemmt, zwar mit Hilfe von Eltern und Freunden, aber eben allein in der Verantwortung steht. Das Leitwort über der Einrichtung lautet: „Wir machen die Tür auf, hindurchgehen musst du selbst.“ Angeboten werden neben der sportlichen Betätigung bis hin zu hochrangigen Wettkämpfen auch Erlebnispädagogik, Ausflüge, gemeinsames Kochen und nicht zuletzt auch Hausaufgabenhilfe, um schulischen Anforderungen zu entsprechen und die Chancen auf einen guten Abschluss zu erhöhen. Auch Turnhallenzeiten hat das Boxkino zugestanden bekommen, allerdings, wie Stitz bedauerte, leider sehr späte, so dass einige Kinder, solange sie noch keine 14 Jahre alt sind, diese nicht nutzen können.

Das Haus Regenbogen hat an die Stadt Heiligenstadt einen Antrag auf Unterstützung gestellt. Dieser Antrag war das große Thema des Sozialausschusses am Montagabend. Dabei stand nicht eine eventuelle Höhe einer Unterstützung zur Debatte, sondern einzig und allein die Frage, ob die Ausschussmitglieder das Boxkino nach den Statuten als förderfähig ansehen oder nicht.

Holger Stitz hatte eine Präsentation vorbereitet, der die Ausschussmitglieder mit Spannung folgten und gezielt Fragen stellten. Dann wurden Stitz und Regenbogen-Geschäftsführer Thomas Ständer höflich aus dem Plenarsaal entlassen.

In einer regen Diskussion stellte Ute Althaus als erste Beigeordnete der Stadt klar, dass die Stadt keine Personalstelle finanzieren kann, es darum gehe, ob im Haushalt für das Jahr 2020 Mittel in bescheidenem Maße für die Unterstützung bereitgestellt werden oder nicht. Sie wisse aus Erfahrung, dass durch sportliche Aktivitäten Aggressionen abgebaut werden können. Thomas Holzborn (BI) warf ein, dass es im allgemeinen sehr schwierig sei, Förderungen bewilligt zu bekommen. Gerald Fischer (CDU), sachkundiger Bürger, merkte an, dass die Stadt im Allgemeinen Sportvereine und andere Vereine der Stadt unterstütze und beim Boxkino ein guter Ansatz dahinterstehe. Dem schloss sich auch Christiane Krieghoff (BI) an. „Wenn man Kinder und Jugendliche von der Straße holt, finde ich, dass das allemal förderfähig ist. Auch wenn es nicht die Masse an Geld ist – wir sollten es zugestehen.“ Der Meinung war auch Heinz-Peter Kaes (CDU). „80 bis 100 Jugendliche sind schon ein Brocken.“ Das sei auf jeden Fall im Rahmen der Möglichkeiten der Stadt unterstützenswert. „Wir sollten dem nicht im Wege stehen.“ Der Meinung war auch Petra Welitschkin (Linke). Soziale Arbeit sei für sie Arbeit mit den Schwächsten der Gesellschaft. Das sei hier der Fall. Die Förderfähigkeit stehe für sie außer Zweifel. So fiel der Beschluss einstimmig. Damit hat nun das Regenbogenhaus als Verein und sozialer Träger die Möglichkeit, einen Antrag auf finanzielle Unterstützung zu stellen. Die, so hieß es, werde aber „nicht groß sein können.“