Jützenbach. Die „Königin der Instrumente“ in Jützenbach wird saniert. Sie hatte besonders unter der Trockenheit des vergangenen Jahres gelitten. Die Bürger stehen erneut mit finanzieller Unterstützung bereit.

Noch betrachtet Benno Bause die Jützenbacher Orgel mit Argusaugen. Schließlich ist von der „Königin der Instrument“ nicht mehr viel zu erkennen. Hoch oben thront nur noch ein hölzernes Gerüst. Denn die Orgel von 1952 muss grundhaft saniert werden.

Der heiße Sommer des vergangenen Jahres hat den Ledermembranen schwer zugesetzt, erklärt der Ortschaftsbürgermeister. Diese seien für die Öffnung und Schließung der Ventile zuständig. Die Organistin des Ortes habe sich an die Orgel gesetzt, um zu spielen, doch einige Töne erklangen erst gar nicht, erzählt Benno Bause. Nach der Kontaktaufnahme mit dem Dresdner Orgelbauer Jehmlich und einer dreistündigen Inspektion stand fest: es braucht eine grundhafte Sanierung.

Bei den Kosten, gibt Benno Bause ehrlich zu, hätten er, Kirchenrat und Pfarrer Hubertus Iffland, mit dem er eng zusammenarbeitet, erst einmal tief durchatmen müssen. Die Sanierung alleine kostet über 100.000 Euro. Hinzu kämen aber noch optionale Erweiterungen: Beleuchtung, Windgenerator, die Belegung zweier bisher nicht besetzter Register und die Erneuerung der Ledermembranen im Rückpositiv der Orgel. Das Rückpositiv sei etwas Besonderes, denn da sind einige Register der Orgel verbaut. Diese weiteren Optionen belaufen sich auf etwa 28.000 Euro, so dass insgesamt eine Summe von 128.000 Euro im Raum steht. Außerdem bedarf es noch einer Sanierung im Orgeljoch selbst, doch die würde zu den anderen Instandsetzungsmaßnahmen gehören, so Benno Bause.

Aus der Geschichte weiß der Ortschaftsbürgermeister, dass die Jützenbacher auch für ihre Orgel spenden.

Bei der Gemeinde-Visitation besuchte Bischof Ulrich Neymeyr auch die Kirche in Jützenbach. Ortschaftsbürgermeister Benno Bause berichtet über die Orgel, die dringend saniert werden muss.
Bei der Gemeinde-Visitation besuchte Bischof Ulrich Neymeyr auch die Kirche in Jützenbach. Ortschaftsbürgermeister Benno Bause berichtet über die Orgel, die dringend saniert werden muss.

Denn die jetzige sei 1952 auch nur über Spenden finanziert worden. Damals habe Pfarrer Hahner von jedem Bürger verlangt, dass er 500 Mark zur Verfügung stellt. „Für diejenige, die im Westen gearbeitet haben, war das kein Problem“, erzählt Benno Bause. Doch für diejenigen, die im Osten arbeiteten, sei es eine enorme Herausforderung gewesen. Trotzdem hätten sie es geschafft und konnten sich eine ordentliche und sehr gute Orgel leisten. Doch die braucht nun eine Generalsanierung. Neben der Zusage des Leader-Förderprogramms in Höhe von 56.000 Euro spenden die Bürger von Jützenbach wieder fleißig. Vor Weihnachten habe es eine Aktion für die Sanierung der „König der Instrumente“ gegeben. Daran hätten sich Vereine, Kirchenrat und natürlich die Bürger tatkräftig beteiligt. „Und es sind knapp 50.000 Euro zusammen gekommen“, sagt Benno Bause nicht ohne Stolz. Und er fügt hinzu: „Ich bin so dankbar über die Hilfsbereitschaft.“ Denn diese Summe bedeutet, dass pro Einwohner etwa 100 Euro gegeben wurden.

Kürzlich beim Plattdeutschen Abend seien wieder 1300 Euro zusammengekommen – durch Spenden und durch Einnahmen des Kirmesburschenvereins. „Zugesichert sind noch Lottomittel und eine größere Spende“, so der Ortschaftsbürgermeister. Sicher ist schon jetzt: Die Sanierung der Orgel ist bezahlt. Inwieweit die möglichen Erweiterungen finanziell auch noch möglich sind, bleibe aber abzuwarten.

Die Orgeln und das Spenden gehören in Jützenbach irgendwie zusammen. Die heutige Kirche wurde 1907 errichtet. Im Inneren fand aber die alte, nicht mehr schön klingende Orgel ihren Platz. Maria Otto aus Jützenbach hatte damals einen Wiener Hofrat geheiratet. Anscheinend war das Paar finanziell gut gestellt, so dass sie 1908 10.000 Goldmark für eine neue Orgel spendeten. Doch der damalige Pfarrer von Jützenbach sagte laut örtlicher Überlieferung, so lange dieser schlechte Organist spielen würde, gebe es keine neue Orgel.

Doch das ist alles Geschichte. Schon im kommenden Jahr soll im Juli die restaurierte Orgel mit ihren 1503 Pfeifen, 24 Registern und zwei Manualen erklingen.