Neustadt. Pfarrer Günter Christoph Haase erzählt in der Erwachsenenbildung in Neustadt von Armut und Gastfreundschaft.

Er war an der Wiege der Menschheit, berichtet spannend, persönlich und emotional, in Wort und Bild von seinem Aufenthalt im Frühjahr 2018 in Äthiopien, in der Hauptstadt Addis Abeba, und ist weiterhin gern bereit, Einladungen anzunehmen, um von seiner Reise zu erzählen. Pfarrer Günter Christoph Haase, katholischer Seelsorger für Hüpstedt, Beberstedt, Zella und Helmsdorf, fand am Mittwoch im Pfarrhaus Neustadt in einer Gruppe Frauen und Männer wissbegierige Zuhörer, unter ihnen Pfarrer Andreas Mittmann, der für die katholischen Christen in Neustadt zuständig ist.

Einmal im Monat, außer in der Sommerpause, treffen sie sich zu einem Bildungsvormittag in einem für alle Interessenten offenen Kreis Erwachsener. Die Besucher sind zu diesen Bildungsveranstaltungen eingeladen, unabhängig ihrer Konfession. Geleitet wird der Kreis von Bildungsreferentin Maria Anhalt. Wünsche werden berücksichtigt, Vorschläge unterbreitet, Referenten eingeladen. Außerdem gestaltet Maria Anhalt verschiedene Thementage selbst. Pfarrer Haases Reise in einer aus vierzehn Teilnehmern bestehenden Gruppe gehörte zu denen, die organisiert werden von den katholischen Hilfswerken „missio“ und „Misereor“ sowie von der bundesweiten Sternsingeraktion. Sieben Flugstunden von Deutschland entfernt hat die Gruppe Kirchen, Kindergärten, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen besucht. In einem Land mit über einhundert Millionen Menschen, darunter mehr als achtzig verschiedene ethnische Gruppen und eben so vielen Sprachen – die Amtssprache ist Amarisch – einem Land mit unterschiedlichen Religionen, mit Gottesdiensten, in denen getrommelt wird. Während des zweiwöchigen Aufenthaltes wohnten sie im Pastoralcenter. Da gibt es in der Hauptstadt eines der ärmsten Länder der Welt einen Supermarkt mit einem reichhaltigen Warenangebot, und da gibt es für die ärmsten Straßenkinder zum Überleben die Essenreste, die von reichen Hotel- und Restaurantgästen auf den Tellern übrig gelassen werden.

Drei bis vier Tage Fußmarsch zu einem Krankenhaus in der Hauptstadt und zwei Stunden Weg von der primitiven Wellblechhütte hin zur nächsten Trinkwasserstelle, sind keine Seltenheit. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 56 Jahre. Weil eine Berufsausbildung wie hierzulande nicht existiert, ermöglichen Ordensfrauen Mädchen und Frauen eine Ausbildung, zum Beispiel im Nähen, damit sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Schulkinder sind, so Pfarrer Haase, beim Lernen „Feuer und Flamme“. Ein Kugelschreiber bedeutete für sie ein besonderes Geschenk. Ihm tue es leid, wenn er sieht, wenn in Deutschland auch nur eine Tasse Kaffee weggeschüttet wird, weiß er doch, wie ganze Familien auf den Kaffeeplantagen für wenig Geld arbeiten. Niemand fragt nach der bestehenden Schulpflicht, wenn die Kinder bei der Kaffee- ernte helfen müssen, um das Einkommen der Familie zu sichern.

Die Gruppe hat bitterste Armut gesehen, in den Straßen Addis Abebas Bettler, Kranke, Obdachlose, hat die große Freude eines bedürftigen Menschen über eine Flasche Wasser gespürt. Pfarrer Haase sprach von den Begegnungen mit Menschen, die trotz aller Entbehrungen stets gastfreundlich waren. Gern würde er ein zweites Mal in das afrikanische Land fliegen, und er unterstreicht: „Wir können jeden Tag Gott danken, dass wir hier geboren sind.“