Reifenstein. Das Sozialpädiatrische Zentrum in Reifenstein beteiligt sich an einer bundesweiten Studie. Der Fokus liegt dabei auf den Kindern mit chronischer Erkrankung und Behinderung.

Julia ist 13 Jahre alt. Sie wünscht sich sehnlichst, mit ihrer Klasse nach Berlin fahren zu können. Die Lehrer haben Bedenken, denn das Mädchen leidet unter spastischen Lähmungen und könne deshalb dort die weiten Strecken wohl nicht wie die anderen Kinder laufen.

Eine mögliche Situation, mit der sich das Team des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) in Reifenstein im Rahmen des Projektes Part-Child beschäftigt. Denn das SPZ, eine Abteilung des Eichsfeld-Klinikums, hat sich erfolgreich für diese bundesweite Studie beworben. Ziel ist die Verbesserung der Versorgungsqualität von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Krankheiten und Behinderungen. Die Chefärztin Dietlind Klaus sagt, dass zu ihnen nach Reifenstein Kinder und Jugendliche mit Krankheiten wie Epilepsie, Downsyndrom, ADHS oder Autismus kommen. Jährlich werden zwischen 2800 und 3000 Kinder und Jugendliche in Reifenstein behandelt.

Ihr und dem Team ist es wichtig, dass die Behandlung der kleinen Patienten von selbigen und deren Eltern getragen wird, dass über Wünsche und Ziele der Kinder gesprochen wird. Und durch diese bundesweite Studie, die über zwei Jahre angelegt und mit zwei Millionen Euro gefördert ist, nimmt das SPZ-Team eine andere Perspektive ein und bekommt eine sehr intensive Schulung. Im Fokus stehen dabei die verschiedenen Interventionsmodule, um die Mitwirkung und Teilhabe von Kindern mit chronischen Erkrankungen und ihren Familien zu stärken.

„Teilhabeorientiert“ ist für Dietlind Klaus ein Schlagwort. Denn ihr und dem Projektleiter Heiko Dehnert ist es wichtig, dass die Kinder genau wissen, wofür sie ihre Therapien machen und dass sie dadurch ganz normal am Alltag teilhaben und in der Gesellschaft eingegliedert sind. Es nütze nichts, wenn ein Kind jahrelang zu Physiotherapien geht, weil es das muss. „Durch diese intensive Schulung lernen wir eben auch zu erfahren, was für Kind und Eltern wichtig ist, und darauf wollen wir bewusst eingehen“, betont Klaus. Dazu gehöre auch die Absprache, welche Therapie notwendig und sinnvoll ist. Ein Kind sei zudem anders motiviert, wenn es ein Ziel vor Augen hat. Während das Eichsfelder Team, das bundesweit eins von 15 ist, diese Schulung bekommt, erhält das Studienteam Daten der Patienten. „Zuvor haben sich das mehrere Datenschutzbeauftragte angesehen, und mit unseren Patienten und Eltern ist das ebenfalls abgesprochen“, sagt Heiko Dehnert. Denn auch die Eltern werden regelmäßig zur Behandlung befragt. Mit dieser Schulung wird also auch an Programmen und Plänen gearbeitet, um solche Wünsche wie den von Julia zu ermöglich.