Heiligenstadt. Die Interkulturelle Woche des Landkreises wird beim Heiligenstädter Liethen-Stadtteilfest eröffnet. Der Gottesdienst zu Beginn findet wegen Regenschauern in einem Zelt statt.

„Jetzt fällt alles ins Wasser!“ Erste Reaktion von Maik Herwig, Diplom-Sozialpädagoge und Pädagogischer Leiter der Villa Lampe, und vieler anderer Organisatoren und Helfer, als am Sonntagmittag der starke Regen einsetzte. Alles war vorbereitet worden für das siebente Stadtteilfest im Liethen-Wohngebiet auf dem Gelände der Tilman-Riemenschneider-Schulen.

Nie waren hier weniger als eintausend Besucher gewesen. „Ein Fest für Liethen-Bewohner von Liethen-Bewohnern, die sich in ihrem Stadtteil fest verwurzelt fühlen“, nannte Herwig diese jährliche Begegnung. Jetzt hieß es, schnell zu handeln und den internationalen Gottesdienst vom Schulhof ins Zelt zu verlegen. Dieser Gottesdienst, gestaltet von einheimischen und zugewanderten Bürgern unter der Leitung von Salesianerpater Wilhelm Steenken, dem Direktor der Villa Lampe, bildete zugleich den Auftakt für ein weiteres großes Ereignis: die Eröffnung der Interkulturellen Woche im Landkreis Eichsfeld.

Der Veranstaltungsreigen steht in diesem Jahr unter dem Motto „Zusammen leben, zusammen wachsen“. Eva-Maria Träger, Ausländerbeauftragte für den Landkreis Eichsfeld, hatte eine gute Begründung dafür, warum erstmals statt eines Wochentages der Sonntag und das Fest im Liethen-Wohngebiet hierfür gewählt worden waren: „Wir wollten etwas Neues ausprobieren und wollten sehen, ob dieser Vorschlag gut angenommen wird.“

Ihrer Meinung schlossen sich auch Monika Goedecke, Leiterin der Tilman-Riemenschneider-Regelschule, Anita Oberthuer, Schulleiterin der im selben Haus befindlichen Grundschule, und Schulsozialarbeiter Markus Rilli an. Von einem guten Miteinander sprachen sie, vom Liethen-Treff als einer Außenstelle der Villa Lampe, von Schülern aus 19 Ländern an ihrer Schule, die in mehreren Eichsfeld-Orten zu Hause sind, und von einem internationalen Pädagogen-Team mit Lehrern aus Frankreich und Dänemark.

Die Tatsache, dass 25 Prozent der Schüler in den beiden Schulen Migrationshintergrund haben, hob Landrat Werner Henning (CDU) in seiner Eröffnungsansprache hervor.

„Ins Gespräch kommen, miteinander reden“ hält Heiligenstadts Bürgermeister Thomas Spielmann (BI) für sehr wichtig. Und dazu gab es reichlich Gelegenheit: Verschiedene Kulturen wurden sehr lebendig präsentiert mit Tänzen und Gesang.

Buntes Programm auf dem Schulgelände

Den Anfang auf der Bühne – als der Regen sich verabschiedet hatte – machte die von Sozialbetreuerin Advia Gertig geleitete Kindertanzgruppe „New Life“. Deren Mitglieder, in Bornhagen wohnende Flüchtlingskinder, hatten einen kurdischen Tanz einstudiert. Gemeinsam wurde gegessen, gebastelt, wurden Workshops besucht. Mehr als einhundert Kuchen und Torten waren gebacken worden. Und dann hieß es „Hereinspaziert“ in den Drei-Generationen-Piratenzirkus mit Vater Thomas, Sohn Tobias und Enkeltochter Alexandra Thon aus Leinefelde.

Wer die lange Liste sämtlicher Angebote für Spiel und Sport insgesamt nutzen wollte, hätte hierfür mehr als nur einen Nachmittag gebraucht. Erfreut und erleichtert konnten Maik Herwig und alle seine Mitstreiter registrieren: 1500 Besucher waren gekommen, so viele wie noch nie. Wer gleich zu Beginn da war, erlebte im Gottesdienst ergreifende Momente.

Pater Steenke sprach davon, Ängste und Misstrauen zu überwinden, in Harmonie miteinander zu leben. Sicher war etlichen Anwesenden der Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ nicht unbekannt. Doch bestand ein besonderes Erlebnis darin, ihn dreimal hintereinander zu hören, zuerst auf Deutsch gelesen, danach auf Persisch und dann auch auf Russisch.