Altstadt. Fran & Flora sind zwei Musikerinnen aus London, die den Yiddish Summer Weimar mit viel Lust nach Erfurt bringen

Neues Leben in alten Gemäuern. In der Alten Synagoge setzte sich vorgestern Abend der Yiddish Summer in Erfurt mit Klezmer- und osteuropäischen Klängen nach dem Auftakt vom Wochenende fort.

Francesca Ter-Berg (Cello) und Flora Curzon (Violine) boten in der überfüllten Synagoge ein Konzert zwischen Weinen und Lachen. „Die leichten Lieder werden ja häufig genug gespielt“, erklärt Flora Curzon, warum es im Jiddischen im Allgemeinen und bei ihnen beiden im besonderen nicht nur sommerlich-leicht zugehen kann.

Das Publikum ist mit der künstlerischen Interpretation rumänischer und anderer alter osteuropäischer jiddischer Musik sehr einverstanden. Das Schnarren auf den Wachsplatten, von denen die Ursprünge ihrer Musik kommen, ist bei diesen beiden Künstlerinnen nicht mehr zu hören. Aber die Seele aus dieser Zeit, die es vor dem Holocaust gab, die ist wieder zu spüren.

Cello und Violine und Stimme – das sind drei der originären jiddischen Instrumente, die zu Hochzeiten, zu Trauerzeremonien, zu Liebesliedern erklingen. Ja, auch die Klarinette ist es. Doch die fehlte an diesem Abend nicht. Das Schluchzen, Zetern, Jubeln, Zittern, Weinen und Fragen übernahm Flora Curzon mit ihren Fähigkeiten auf der Violine. Und auch Francesca Ter-Berg begeistert auf ihrem Cello bis in tiefste Töne, die überaus gekonnt ausklingen beinahe bis zur Tonlosigkeit. Beide Künstlerinnen sorgen dafür, dass dieser Abend ein Abend der Seelenmusik wird. Dass ausgerechnet diese beiden sympathischen und empathischen Frauen aus Großbritannien den Yiddish Summer in Erfurt fortsetzen, ist ein Glücksgriff. Sie können durchaus neben bekannten internationalen Künstlerinnen und Künstlern wie Sveta Kundish, Mendy Kahan oder Alan Bern bestehen und möglicherweise gehen die beiden von Erfurt aus hinaus in die Welt.

Publikum und Künstlerinnen waren sich in der Alten Synagoge sehr vertraut, obwohl man einander erst kennengelernt hat. Das Duo Fran & Flora ist erstmals in der Stadt und beim Yiddish Summer. Ganz sicher werden die beiden Frauen nicht das letzte Mal da sein. Ein wenig ungläubig und schließlich sehr fröhlich registrieren sie, dass das Publikum sich eine Zugabe erklatscht. Und spielen gern noch einmal auf.

Der Yiddish Summer in Erfurt hält in den nächsten Tagen und Wochen noch einige besondere Konzerte bereit: Lieder und Kabarett und neue jiddische Lieder laden ein Publikum ein, das bereits in den vergangenen Jahren sein Interesse an internationaler jiddischer Kunst signalisiert hat. Unter anderem wird am 6. August das Caravan Orchestra (Dirigent: Ilyia Shneyveys) mit Chor im Zughafen auftreten.

Wie sagte doch Yiddish-Summer-Kurator Andreas Schmitges vor dem Konzert am Mittwochabend: „Hier in Thüringen entstehen neue Arrangements, die von hier aus in die Welt gehen können“.