Erfurt. Bauhausgedanke im Mittelpunkt des 20. Cyriaksfestes des gleichnamigen Freundeskreises

Punktgenau zum Motto des ökumenischen Schöpfungstages 2019 „Ihr seid das Salz der Erde“ in der von Pfarrer Johannes Burkhardt gehaltenen Andacht erschien auf der Panorama-Wand die 360-Grad-Ansicht der Cyriak-Kapelle. Die Wand bildet eine temporäre Altarnische, die sonst in der nach dem Entwurf von Otto Bartning entworfenen Notkirche im Cyriaksgebreite (geweiht Ende 1950) nicht zu finden ist.

Architektur-Modelle von Bartningschen Gotteshäusern, zehn Informationstafeln und die Panorama-Wand bilden gemeinsam eine von der evangelischen Predigergemeinde mit der Otto-Bartning-Arbeitsgemeinschaft (Obak) mit Sitz in Berlin kuratierte Exposition, die vor gut einer Woche eröffnet wurde und auch während des 20. Cyriakfestes des gleichnamigen Freundeskreises am Sonntag im Mittelpunkt stand.

Schon vor der Eröffnung des Festes richteten Besucher ihren Wunsch an Stefan Börner, genauere Erläuterungen zur Ausstellung im Rahmen des 100-jährigen Bestehens des Bauhauses erhalten zu wollen. Das Herz des Leiters des ehrenamtlichen Freundeskreises schlägt seit mehr als 40 Jahren für die kleine christliche Kapelle. Der Erfurter und Architekt Mathias Heller gehörten zu den örtlichen Hauptorganisatoren der Exposition, die auch im Mittelpunkt des diesjährigen Tages des offenen Denkmals unter dem Motto „Mordern(e). Umbrüche in Kunst und Kultur“ am 8. September stehen wird.

Die von der Thüringischen Staatskanzlei geförderte Ausstellung in der Cyriak-Kapelle unter dem Thema „Kirche(n) und Bauhaus: Eine Spurensuche“ besticht durch die 360-Grad-Ansichten von Gotteshäusern nach Entwürfen von Otto Bartning, dessen Typenbauten nach dem Konzept des Zentralbaugedankens von prachtvollen dreistufigen Kirchen bis hin zu der äußerst schlicht gehaltenen Bauweise der Cyriak-Kapelle reichen. Die Raumpanoramen schuf die sauerländische Firma „Novopano“, deren Mitarbeiter Anfang Juli in Erfurt anrückten, um die entsprechenden Aufnahmen anzufertigen. Die Architekturmodelle schuf „Modellbau Udo Klemmer“.

Aus dem Konzept der Ausstellungsmacher ist ersichtlich, dass die eigentliche „Geburtsstunde“ des Bauhauses am 29. Dezember 1918 schlug, als in der Wohnung des Architekten Otto Bartning der vom „Arbeitsrat für Kunst“ gegründete Unterrichtsausschuss zur konstituierenden Sitzung zusammenkam, um über Bartnings Lehrprogramm zur Reform der Künstler- und Architektenausbildung zu beraten.

Laut Stefan Börner soll ein vor 100 Jahren erschienenes Buch aus der Hand von Otto Bartning zu dessen Kirchenbau-Theorie neu verlegt werden. Eine Präsentation der Neuauflage, unter anderem mit Geldern aus der Ausstellung, sei vorgesehen, möglicherweise in einer Verlängerungswoche der Exposition.

Das 20. Cyriaksfest mit Plausch an der Kaffeetafel ergänzte Gemeindepädagoge Conrad Ludwig mit dem Puppenspiel „Von einem, der auszog …“ nach den Gebrüdern Grimm.