Bauern-Protest legt Erfurt am Samstag kurzzeitig lahm

Fabian Klaus
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1500 Menschen, die für eine bessere Landwirtschaft demonstrieren wollten, versammelten sich am Samstag in Erfurt.

1500 Menschen, die für eine bessere Landwirtschaft demonstrieren wollten, versammelten sich am Samstag in Erfurt.

Foto: Fabian Klaus

Erfurt  Landwirte und Mitstreiter protestierten mit 51 Traktoren für bessere Bedingungen in der Landwirtschaft. Dem Aufruf schlossen sich 1500 Menschen an. Der Verkehr in Erfurt kam teilweise zum Erliegen.

Zahlreiche Landwirte aus ganz Thüringen haben am Samstag den Fahrzeugverkehr auf dem Juri-Gagarin-Ring in Erfurt teilweise zu Erliegen gebracht – und mit ihnen protestierten rund 1500 Menschen. Die Landwirte demonstrierten, aufgerufen von der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (ABL), für bessere Bedingungen; für „eine enkeltaugliche Landwirtschaft“. 51 Traktoren führten den Protestzug an, auch zwei Pferde – eigens aus dem Landkreis Nordhausen am Morgen nach Erfurt gebracht – waren mit dabei. Dem Aufruf schlossen sich 1500 Menschen an.

Verkehr kam teilweise zum Erliegen

Seit an Seit demonstrierten konventionelle Bauern und Bio-Landwirte, Imker und Milchbauern. Mit ihren Traktoren waren sie zum Teil morgens um 6 Uhr losgefahren, beispielsweise Marco Schirmer aus Schiedungen bei Nordhausen, um rechtzeitig in der Landeshauptstadt zu sein. Nachdem der Traktorkonvoi am Bahnhofsvorplatz entlang gerollt und auf den Juri-Gagarin-Ring eingebogen war, kam der Verkehr teilweise zum Erliegen. Immer wieder versuchten rücksichtslose Pkw-Fahrer, durch den Trekker-Konvoi hindurch zu kommen. Die Ordner hatten alle Hände voll zu tun, die Lage aber jederzeit im Griff.

Vom Gagarin-Ring ging es dann durch die Neuwerkstraße entlang der Thüringer Staatskanzlei direkt zum Anger. Dort parkten die Traktoren direkt vor dem Einkaufszentrum und zeigten den zahlreichen Besuchern der Innenstadt deutlich ihren Unmut über die landwirtschaftlichen Bedingungen. Wichtigste Forderung der ABL-Bauern – es ist der Dachverband der privat organisierten kleinbäuerlichen Betriebe – ist ein Agrarstrukturgesetz, das Bodenspekulanten einen Riegel vorschiebt. Zuletzt hatten die für Landwirtschaft zuständige Ministerin Birgit Keller (Linke) aber auch Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) ein solches Paragrafenwerk für nach der Wahl angekündigt.

51 Traktoren zeigten, dass Thema regionale Landwirtschaft an Bedeutung gewonnen habe

Für die ABL ist die Protest-Aktion unter dem Motto „Wir haben es satt“ – in Anlehnung an die Berliner Großdemos der Landwirte – ein voller Erfolg. „Vor fünf Jahren standen wir hier mit acht Traktoren“, erinnert sich der Thüringer ABL-Chef Reiko Wöllert. Die 51, die es diesmal waren, zeigen deutlich auf, dass gerade das Thema regionale Landwirtschaft in den vergangenen fünf Jahren an Bedeutung kräftig zugelegt hat.

Michael Grolm von der Arbeitsgemeinschaft hofft bei einer nächsten Legislaturperiode des Thüringer Landtages, dass es dann auch eine Landwirtschaftsministerin, die drängende Probleme anpackt. „Wir werden die Politik an ihren Taten messen“, sagte Grolm.

BUND-Landeschef Ron Hoffmann erklärte am frühen Abend: „Nicht die Agrarindustrie macht uns satt.“ Deshalb müsse Landwirtschaft auch nicht dem Glauben nachrennen, dass von ihr die Weltbevölkerung ernährt werden könne.

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