Erfurt. Forschungsprojekt der Fachhochschule zur hitzerobusten Stadt macht erste Vorschläge. Umsetzung wird geprüft

Baumpflanzungen und Investitionen sollen den Aufenthalt am Leipziger Platz bei Hitze künftig erträglicher machen. Die Maßnahmen werden die ersten greifbaren Ergebnisse des Forschungsprojektes „hitzerobuste Stadt“ sein. Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Pilotprojekt wurde vom Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der Fachhochschule (FH) Erfurt in Kooperation mit der Stadtverwaltung durchgeführt. Die Oststadt bildete dabei das Areal für das Pilotprojekt.

Konkrete Maßnahmen für den Leipziger Platz seien in einer Masterarbeit an der FH ersonnen worden, teilten Verwaltung und FH am Montag gemeinsam mit. Dazu gehören der Bau von Trinkwasserbrunnen und Pergolen sowie die Pflanzung von Bäumen und Stauden, die auch den Sitzbänken Schatten spenden sollen. Die Vorschläge seien im Juni in einer Ämterrunde vorgestellt worden und würden nun auf ihre Machbarkeit überprüft.

Mit den Eigentümern eines Modellgebäudes in der Rathenaustraße würden zudem Konzepte zur effizienteren Kühlung der Dachgeschossbereiche abgestimmt. Eine weitere Masterarbeit, dieses Mal zum Hanseplatz, werde durchgeführt.

Stadt und FH kündigten zudem Gespräche mit der Evag an. Dort sollen Potenziale für kühlere und verschattete Haltestellen ausfindig gemacht werden.

Die Erfurter Oststadt ist bei Hitze besonders empfindlich. „Satte 42,3 Grad Celsius zeigte die Station Krämpferstraße am 30. Juni als Jahresspitzenwert im mit Abstand wärmsten Juni seit Aufzeichnungsbeginn an“, heißt in der Mitteilung. Im Vergleich zur Wetterstation am Flughafen würden durch die dichte innerstädtische Bebauung regelmäßig höhere Werte gemessen.

Die Folgen sind sichtbar. Bereits im Juni sind die Rasenflächen der Quartiersplätze in der Erfurter Oststadt ausgeblichen. Die Bäume ächzen unter der erneuten und extremen Trockenheit. Auf dem weitgehend sonnenüberfluteten Hanseplatz sind kaum Menschen zu sehen, auf den nicht beschatteten Bänken des Leipziger Platzes sonnen sich kurzzeitig Personen, bevor sie schnell schattige Wege entlang der Straßen aufsuchen.

In den Gebäuden herrschten auch in den Nachtstunden trotz Durchlüftens und Wärmeschutz durch Rollladen oder Jalousien tropische Temperaturen an die 30 Grad Celsius. Dies gilt sowohl für die gründerzeitlichen Gebäude als auch für die Zeilenbauten im Hanseviertel.

Diese Momentaufnahmen vor Ort bestätigten die Aktivitäten, die durch das Forschungsprojekt ausgelöst wurden. Es begann im Hitzesommer 2018 mit einer Befragung, bei der über 200 Bewohner Fragen zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze, den Aufenthaltsqualitäten der öffentlichen Plätze und der Innenhöfe, aber auch zur Behaglichkeit in den eigenen Wänden beantworteten.

Außerdem zeichneten sie ihre „heißen“ und „kühlen“ Orte ein. Die Ergebnisse ließen aufhorchen, denn die Befragten bemängelten insbesondere die Aufenthaltsqualität auf den beiden Plätzen in Hitzezeiten.

Schatten spendendes Grün und Trinkwasserbrunnen wurden zum Beispiel als sinnvoll erachtet, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Aber auch die Beschattung der drei Evag-Straßenbahnhaltestellen in der Oststadt sowie die Verschattung der Wartebereiche von Ampeln wurden als Beispiele genannt, um die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum zu steigern.

Im Rahmen der Beteiligungsprozesse Anfang 2019 konkretisierten 80 Bewohner in drei Workshops die Maßnahmen. Interessant war, dass sich von Müttern mit kleinem Kind bis zu Senioren über 80 Jahren vielfältige Alters- und Bevölkerungsgruppen beteiligten.

Mit den nun geprüften Maßnahmen werde erkennbar, dass die Vorschläge der Bewohner im Forschungsprojekt ernst genommen würden, heißt es in der Mitteilung.