Erfurt. Dr. Daumann testete 42 Bewohner eines von Corona betroffenen Seniorenheims. Die Hälfte war positiv. Das Leugnen macht ihn wütend

Dr. Norbert Daumann griff am Wochenende zum Telefon, weil er wütend war. Der Hausarzt aus der Schillerstraße, zugleich Regional-Chef der Kassenärztlichen Vereinigung, rief zwei Kumpels an, die in sozialen Netzwerken Beiträge von Corona-Leugnern geteilt hatten. Dafür hatte Dr. Daumann keinerlei Verständnis.

Erst am Donnerstag war er ins Deutschordens-Seniorenhaus gerufen wurden, um dort Corona-Abstriche zu nehmen. Nach einem Positiv-Test wenige Tage zuvor hatte die Heimleitung Symptome bei weiteren Bewohnern gemeldet. Inzwischen ist das Seniorenheim im Rieth der größte Corona-“Hotspot“ in Erfurt.

Als Dr. Daumann die 42 Bewohner aus zwei Wohngruppen testete, war er berührt wie selten in seiner jahrzehntelangen Arzt-Laufbahn. In den Augen der alten Leute sah er die Angst. Die Angst, Angehörige nicht mehr sehen zu können und die Angst, vielleicht sogar zu sterben.

Corona hat das Leben der Heimbewohner schlagartig verändert