Erfurt. Azubis zahlreicher Malerbetriebe helfen dem Verein „Spielplatz der Generationen“, das fliegende Klassenzimmer zu realisieren

Sie flog, als die, die jetzt an ihr arbeiten noch nicht mal geboren waren: die IL 18. Jetzt wird sie von angehenden Malern aufgehübscht. Seit vergangener Woche sind eine Hand voll Azubis im ehemaligen Germania-Hangar auf dem Erfurter Flughafen zu Gange, um der Maschine zu neuem Glanz zu verhelfen. Deren letzte Landung war vor 30 Jahren, seitdem verwaiste das Flugzeug.

Ein Flugzeug als Arbeitsplatz, das ist schwer zu toppen. Wenn alles, wirklich alles gut läuft, könnten Ende kommenden Jahres hier in diesem fliegenden Klassenzimmer Schulklassen auf virtuelle Entdeckungsreise gehen. „Das wäre der Wunsch“, sagt Winfried Wehrstedt vom Verein „Spielplatz der Generationen“ lachend. Weiß er doch um all die Widrigkeiten, die bei einem solch großen Projekt auftreten können.

Doch mittlerweile kann sich die 36 Meter lange und 10 Meter hohe Maschine durchaus blicken lassen. Weiß, Grau und Rot sind die Grundfarben – dem Original entsprechend. Winfried Wehrstedt hatte sich an den Landesinnungsverband des Maler- und Lackierhandwerks gewandt und in Landesinnungsmeister Jürgen Scharff und Geschäftsführer Kay Goßmann zwei Unterstützer gefunden.

Sie stellten Kontakte zu Betrieben her, die auch jetzt wieder für zwei Wochen ihre Azubis freistellten, damit sie am Flugzeug mitarbeiten können. Die insgesamt mehr als 20 Azubis kommen von den Firmen Heinemann, Darnstedt, Helbing, Scharf und Demme. Lindig stellte die Hebebühne zur Verfügung und Brillux sponserte die komplette Farbe, gab technische Beratung und Arbeitskraft.

„Wir haben eine Initiative, ‚Deine Zukunft ist bunt‘, darin werben wir für das Malerhandwerk. Wie überall suchen auch wir Nachwuchs“, sagt Benjamin Beste. Der Maler- und Lackiermeister koordinierte die Arbeiten am Flugzeug. Es musste saniert und renoviert werden. Mit Hilfe zahlreicher Hebebühnen, Leitern und Gerüste kamen die jungen Maler in jeden versteckten Winkel. Gestern gaben sie eine zweite Schicht Decklack auf die hinteren Tragflächen – die Spannweite beträgt übrigens 37 Meter.

„Die Maschine“, erinnert sich Benjamin Beste, „war komplett abgewittert. Wir haben die Schichten abgetragen, um dann neue Farbe aufzubringen.“ Mit Rolle und Pinsel gingen sie akribisch vor, „es war nur eine manuelle Applikation möglich, sonst hätte es starke Vernebelungen und Verklebungen auf dem Boden gegeben.“ Jetzt fehlen noch einige Akzentsetzungen, das Emblem mit der Fahne muss auch noch aufgebracht werden.

„Im Inneren“, verrät Winfried Wehrstedt, „ist das Flugzeug noch ein hohler Vogel“. Ist die Fassade fertig, wird die Maschine zwischen dem Terminal und dem Hangar auf Betonblöcken aufgebockt. Die Vorbereitung für die Innenarbeiten laufen bereits, drei Ingenieurbüros unterstützen Winfried Wehrstedt. Und sein Sohn Adrien, „der heimliche Projektleiter“, sagt der engagierte Unternehmer und lacht.

Bisher flossen etwa 320.000 Euro in das Projekt „Fliegendes Klassenzimmer“. Weitere Summen werden für den Innenausbau und die App-Entwicklung benötigt. Mit der App soll den Schülern Wissen vermittelt, der digitale Unterricht forciert werden.

Die Klassen würden sich anmelden, am Tag selbst richtig einchecken, zur Maschine gehen und dann im Flugzeug auf virtuelle Entdeckungsreise gehen.